22. November 2024

Wollspinnerei

Gottlieb Hennig der Mühlenbesitzer, beabsichtigte 1865 auf seinem, zwischen der Frei-Neiße und dem Mühlstrome gelegenen Inselgrundstücke eine Anlage zu einer, durch die Wasserkraft des Mühlstromes getriebene Wollspinnerei zu errichten, so berichtet uns die Kreisblatt-Bekanntmachung vom 24. Januar 1865. Die Wollspinnerei befand sich oberhalb der Wassermühle und der Brücke.

In Forst erbaute ein Tuchmachermeister Hennig 1843 die erste, mit Dampf angetriebene Tuchfabrik. Es ist nicht bekannt, ob hier eine Verwandtschaft bestand. Sie wäre durch den Zuliefererbetrieb der Wollspinnerei leicht möglich, zumal zu dieser Zeit in den drei Dörfern Zelz, Kemnitz und Jerischke allein etwa 1000 Schafe gehalten wurden.

Mühle und Fabrik übernahm in den 1870er Jahren der Sohn Ernst Louis Hennig, der an zwei Kriegen teilgenommen hatte. So war er am Sturm auf Düppel beteiligt und nahm an der Belagerung der Festung Metz teil. An der Tradition alter Müllerfamilien hielt er fest und heiratete die Müllerstochter Alwine Eichler aus der Buchholzer Mühle im Jahre 1875. Mitte der 1880er Jahre wurde der Spinnereibetrieb verpachtet, 1887 an Spinnereipächter Lehmann und 1897 an den Pächter Jähnert.

Ernst Louis Hennig beschränkte sich auf den Mühlenbetrieb und die dazu gehörige Landwirtschaft in der Größe einer Gärtnernahrung. Einen Sohn als Nachfolger hatte er nicht. Seine Enkel sind Hans-Georg und Siegfried Schönian aus Triebel, deren Kindheits- und Jugenderlebnisse stark von Zelz beeinflusst wurden,

Dann kamen die Tage vom 31. Juli bis 2. August 1897 mit dem gewaltigen Hochwasser der Neiße. Die Fluten zerstörten im Kreisgebiet alle sieben Neißebrücken, zogen die Mühlen in stärkste Mitleidenschaft und richteten im Neiße Gebiet des Kreises Sorau einen Schaden von 1 276 900 Mark an. In Zelz waren die Bewohner der Mühle und Spinnerei von den Fluten eingeschlossen. Furchtbare Stunden der Not und Angst für Witwe und Töchter des schon vorher verstorbenen Mühlenbesitzers Hennig, wie auch für das ganze Dorf.

Durch die Hochwasserschäden kamen auf die Familie Hennig so große Belastungen zu, dass sie das Angebot des Lausitzer Elektrizitäts-Werkes annahm und die Mühlengrundstücke verkaufte. So zog die Elektrizität schon um 1900 in Zelz ein und gab dem Gesicht des Dorfes neue Züge.

aus “Das Dorf Zelz an der Neiße” von Erich Schwärzel Sorauer Heimatblatt 1974

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