Die Neiße bei Pusack
Die LAUSITZER NEISSE hat ihr Quellgebiet im Isergebirge bei der Ortschaft Nová Ves nad Nisou (Neudorf an der Neiße) und mündet nach 254 km in die Oder. Bei Bad Muskau durchschneidet sie den Muskauer Faltenbogen, um anschließend die Ortschaften Pusack, Zelz und Bahren zu erreichen. Die heutigen Oberflächenformen sind in ihrem Ursprung das Ergebnis des Wirkens großer Kräfte der letzten beiden Eiszeiten und durch Urstromtäler und Endmoränenzüge bestimmt. Dabei fließt die Neiße in einem schönen Tal und lässt drei mehr oder weniger deutlich unterscheidbare Terrassen erkennen. Am Fuße der Neißehänge, wo das Grundwasser hervorquillt, bilden sich Gehängemoore (z.B. Neißehänge bei Zelz).
Hochwasser
Eine Zusammenstellung der Hochwasserkatastrophen
zeigt von 1432 bis 1930 insgesamt 46 schwere Überflutungen an.
Juni 1804
Oft wurden die Orte an der Neiße und deren Brücken vom Hochwasser überflutet und zerstört. Der erste Bericht einer Hochwasserkatastrophe stammt vom 15. Juni 1804:
Dieser Tag war „ein Tag des Schreckens, der Angst und des menschlichen Elends. Die Neiße war so schnell angewachsen, dass schon früh um 3 Uhr ganz Zelz unter Wasser stand. Menschen und Vieh flüchteten eiligst auf die Berge und in die benachbarten Dörfer. Erschütternd war der Anblick einiger alten morschen Hütten mitten in den Fluten, mit ihren nach Hilfe schreienden Bewohnern. So weit das Auge reichte, sah man nur eine strömende Wasserfläche, aus welcher die Giebel der Häuser und die Wipfel der Bäume hervorragten. Die erst vor 2 Jahren ganz neuerbauten Brücken wurden teils durch die Gewalt der Flut, noch mehr aber durch die ungeheure Menge Treibholz, zertrümmert.“
Juli 1897
Wohl die schwerste Katastrophe war die vom Jahr 1897.
Die bestehenden Holzbrücken Pusack, Zelz und Bahren wurde vollständig zerstört.
Die Fabrik in Groß Särchen wurde durch das große Hochwasser schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Es beschädigte Maschinen und schwemmte große Holzvorräte weg.
In einem Telegramm vom 01.08.1897 an das Königlichen Landratsamt Sorau heißt es:
„Die lange Brücke auf dem Weg nach Jerischke ist, so wie ich mich heute überzeugen konnte,
wahrscheinlich vollständig zerstört. Von dem Geländer und dem Belag ist nichts mehr zu sehen,
von den Pfeilern scheinen am Anfang der Brücke noch einige standgehalten zu haben.
Von den Bewohnern des jenseitigen Ufers, des sogenannten Pusack, konnte ich leider nichts feststellen, weil diese Gehöfte unerreichbar sind.
Von Leuten wurde mir gesagt, dass man in der Nacht mehrfache Hilferufe gehört hätte.“
Die Herstellung einer Notbrücke bzw. einer neuen Holzbrücke war somit dringend erforderlich und wurde auch durchgeführt.
Dann kamen die Tage vom 31. Juli bis 2. August 1897 mit dem gewaltigen Hochwasser der Neiße.
Die Fluten zerstörten im Kreisgebiet alle sieben Neißebrücken, zogen die Mühlen in stärkste Mitleidenschaft und richteten im Neißegebiet des Kreises Sorau einen Schaden von 1 276 900 Mark an.
In Zelz waren die Bewohner der Mühle und Spinnerei von den Fluten eingeschlossen. Furchtbare Stunden der Not und Angst für Witwe und Töchter des schon vorher verstorbenen Mühlenbesitzers Hennig, wie auch für das ganze Dorf.
Die Triebeler Feuerwehr versuchte mit einem Kahn an die Mühle heranzukommen, was nicht möglich war. Erst am 1. August gelang es einem Triebeler Bürger, der einen Kahn fachgerecht führen konnte, die eingeschlossenen Familien zu retten. Ein braver Mann, dem eine Rettungsmedaille wohl zugestanden hätte. Die Ordensflut anläßlich der Katastrophe ging aber an ihm vorüber. Der Gendarm Burgfeld erhielt das Allgem,Ehrenzeichen, der Landrat und der Forster Bürgermeister den Roten Adlerorden. Vom Retter von Menschenleben aus höchster Not unter Einsatz seines Lebens, weiß man heute nicht einmal den Namen! (1)
1913 wurde in Pusack neben der Holzbrücke eine massive Brücke aus Eisenbeton in nur 5 Monaten Bauzeit errichtet.
Der Wasserpegel der Stadt Görlitz dient häufig als Orientierung:
Dieser ist immer in Groß-Särchen / Pusack bei Hochwasser zu beachten.
Die Bevölkerungen von Groß-Särchen / Pusack hat bei Hochwasser circa 30 Stunden Zeit bis die Flut sie erreicht.
Oktober 1930
Dammbrüche bei Groß-Särchen
In Groß-Särchen hatte man rechtzeitig Vorsorge getroffen, um das schlimmste abzuwenden.
So waren in der Pappfabrik die Eingänge bis zu 1 Meter Höhe zugemauert worden. Trotzdem drang das Wasser in den Betrieb ein, da es auch mit der größten Aufopferung nicht gelang, den gefährdeten Mühlgrabendamm zu halten. Er brach an zwei Stellen und gab so den Fluten Raum.
Auch der Dorfteich musste abgelassen werden, wodurch die unterhalb von ihm gelegenen Gehöfte in
Mitleidenschaft gezogen wurden. In Richtung Zelz war alles ein einziger See. Heute hat sich das schlimmste Wasser schon verlaufen und der Betrieb in der Pappfabrik konnte wieder aufgenommen werden.
Da das Wasser durch Unterspülung schweren Schaden an den Gleisanlagen hervorgerufen hat, muss man sich zunächst auf die notwendigsten Ausbesserungsarbeiten beschränken.
Originaltext: Forster Tageblatt vom 31.10.1930
1953
Wird noch bearbeitet
1958
Pusack wurde evakuiert.
Die Bauern mussten auf staatliche Anordnung ihre Gehöfte verlassen. Dies betraf u.a. die Familie Mischke. Johanna Mischke hatte ihre Kühe in Jerischke untergestellt. Täglich kam Frau Mischke zum Füttern und melken.
1981
Das Hochwasser im August 2010
Im August wurde unsere Region von Hochwasser wiederum schwer getroffen.