Viele alte Sitten und Bräuche gab es auch in Jerischke. Heute werden sie kaum noch gepflegt, sind aber doch noch vielen bekannt.
Zampern
Großer Beliebtheit erfreute sich das Zampern (Fastnacht), im Frühjahr. Zurückzuführen ist dieser Brauch auf einen traditionellen Heischegang sorbischer Jugendlicher, um Lebensmittel – und Geldspenden zur Fastnachtsfeier einzusammeln.
In den 60er Jahren gab es in Jerischke sogar „getrennte“ Fastnachtsfeiern, dies waren die Kinder-, Weiber- und Männerfastnacht.
Später zogen dann alle Jugendlichen gemeinsam los, bis es von Jahr zu Jahr immer weniger wurden und endlich nichts mehr organisiert wurde. Meist ging es mit Musikbegleitung singend und scherzend von Haus zu Haus.
Sie brachten Ständchen dar und erbaten Wurst, Eier, Speck und auch Geld für Bier usw. Für alle Zamperer wurden die eingesammelten Lebensmittel in der Gaststätte zubereitet und abends verspeist, was man auch den Fastnachtsschmaus nannte. Am Abend gab es dann den Fastnachtstanz, zu dem alle Dorfbewohner herzlich eingeladen waren.
Die wohl bekannteste Figur beim Zampern ist die Eierfrau, welche möglichst durch einen verkleideten Mann dargestellt wurde.
Im Jahre 2009 wurde nach langer Pause das Zampern vom Dorfclub Jerischke e.V. wieder belebt.
Hier geht es zu den Beiträgen von Gabi Klauke:
Zampern 2011
Zampern2012
Das Zampern wurde daraufhin jährlich bis 2015 organisiert und durchgeführt.
Osterbräuche
Osterwasser holen
Bei den Osterbräuchen wurde früher der Brauch des Osterwasserholens sehr gepflegt, heute gibt es ihn nicht mehr.
In den Frühstunden des Ostersonntags, noch vor Sonnenaufgang mussten die jungen Mädchen des Ortes aus einem von Westen nach Osten fließenden Bach oder Graben „Osterwasser“ holen.
Alle Personen, die sich mit diesem Wasser waschen, sollen das Jahr über von bösen Krankheiten befreit werden bzw. sollte es auch ewige Schönheit geben.
Auf dem Hin- und Rückweg durfte jedoch kein einziges Wort gesprochen werden, da das Wasser sonst seine Wirkung verlieren würde und nur noch „Blubberwasser“ wäre.
Die jungen Männer des Ortes schlichen deshalb oft den Mädchen nach, neckten sie, alberten herum und versuchten somit das schweigen zu brechen.
Ostersingen
Eine der schönsten Sitten war, noch um 1936, das Ostersingen in der Osternacht. Männer und junge Burschen gingen gegen Mitternacht von
Haus zu Haus, um ihre Osterlieder erklingen zu lassen. Eier und kleine Geldspenden sind der Lohn für ihre Mühe gewesen. Auch die Sitte des Osterschießens war in Jerischke einmal sehr beliebt.
Die Kicke
Den Karfreitag, auch „Stiller Freitag“ genannt, nutzten die Patentanten, um die Eier zu verzieren und zu bemalen.
Diese Ostereier wurden dann am Ostersonntag zusammen mit kleinen Geschenken und etwas Süßem den Patenkindern gebracht bzw. ab dem 2. Lebensjahr kamen die Patenkinder mit einem Körbchen ihre Kicke holen.
Folgender Spruch ist daher überliefert: „Ich bin die kleine Dicke und komme nach der Kicke, lassmich nicht so lange steh
n, ich will noch etwas weiter
gehen.“ Mit 14 Jahren erhielt das Patenkind seine letzte Kicke.
Osterwalleien
Zu den dörflichen Osterbräuchen gehört neben den traditionellen bunten Ostereiern auch das Walleien. Dies ist ein Kinderspiel, ähnlich dem Murmelspiel. Dazu wird eine kleine Grube mit schräg ablaufender Oberfläche ausgehoben. Jedes Kind lässt sein extra hartgekochtes, bunt verziertes Ei die schräge Bahn herunterrollen und versucht dabei das Ei eines Mitspielers zu treffen, ohne es jedoch zu zerschlagen, denn in diesem Falle muss das Ei ersetzt werden. Wird es nur leicht angestoßen, muss dem Besitzer des „verletzten“ Eies 1 Pfennig gezahlt werden. Früher bildete eine Stecknadel oder ein Knopf den Gewinn. Auch andere Spielregeln sind möglich.
Pfingsten
Zu Pfingsten wurden früher vor die Hauseingänge Birkenbäumchen gestellt. Maibaum stellen
Ein sehr lange ausgeübter Frühlingsbrauch ist das Aufstellen des Maibaumes. Gewöhnlich wurde er am Vorabend des 1. Mai von der Jugend oder in jüngerer Zeit von der Feuerwehr aufgestellt. In Jerischke wurde er
vor der Gaststätte errichtet. Als Maibaum dient eine hohe abgeschälte Kiefer, die mit einer Girlande
umwunden wird und den mit bunten Bändern geschmückten Maikranz trägt. Oft wird obenauf eine kleine Birke befestigt.
Das frische Grün gilt als Symbol der wieder erwachenden Natur und verkörpert den Geist des Wachstums, der Fruchtbarkeit und Gesundheit für das Dorf bringen sowie Mißwuchs und Krankheit fernhalten soll. Deshalb auch der Brauch, dass der Maibaum, besonders bei Nacht, gegen Übergriffe der Dorfjugend aus Nachbardörfern bewacht wird. Sollte es trotzdem
jemandem gelingen, den Maibaum vorzeitig umzukippen oder ähnliches, so ist es eine öffentliche Schande für das Dorf.
Der Überlieferung nach durfte ein solches Dorf 7 Jahre lang keinen Maibaum mehr aufstellen. Am Nachmittag wurden die Maifeierlichkeiten mit einer Festrede und einem kleinen Kulturprogramm eröffnet. Danach wurden Spiele für die Kinder
durchgeführt sowie Preisschießen für Erwachsene. Am Abend des 1. Mai fand dann der traditionelle Maitanz für Jung und Alt in der Gaststätte statt. Ab dem Jahre 1989 wurde in Jerischke kein Maibaum mehr aufgestellt.
Im Jahr 2018 wurde ds Maibaumstellen durch die Freiwillige Feuerwehr und dem Freizeit e.V. wiederbelebt.
Hochzeitsbräuche
Eine Hochzeit im Dorf war und ist noch immer ein besonderes Ereignis. Schon in den Tagen vor der Hochzeit waren die Burschen und Mädchen damit beschäftigt, dem jungen Paare eine schmucke Ehrenpforte zu bauen. Die Burschen waren für das Tannengrün und das Zurechtzimmern des Gerüstes verantwortlich, die Mädchen übernahmen das Binden der
Girlanden. In neuerer Zeit wurde nur noch eine Girlande gewickelt, welche 2 Tage vor
der Hochzeit zum sogenannten Polterabend aufgestellt wurde. Der Name Polterabend entstand dadurch, weil das Zerschlagen von Töpfen, Krügen und Porzellan aller Art vor der Tür des Hochzeithauses seit jeher ein
sehr angenehmer Brauch war. Das Poltern geschah meistens in so reichlichem Maße, dass das Brautpaar, welches die Scherben am nächsten Morgen wegräumen musste, längere Zeit brauchte.
Da es aber hieß: „Je mehr Scherben, je mehr Glück“, nahm man diese erste gemeinsame Arbeit gern in Kauf.
Früher wurde dieser Abend einen Tag vor der Hochzeit begangen, was mit der Zeit noch einen Tag vorverlegt wurde, da das Wegräumen der vielen Scherben doch einen recht großen Aufwand erforderte. Alle Gäste, meist das ganze Dorf, wurden natürlich ordentlich mit Speisen und Getränken versorgt.
Für die Hochzeitsgeschenke aus dem Dorf wurde als Dankeschön selbstgebackener Kuchen mit nach Hause gegeben.
Der Hochzeitstag war früher meist ein Sonntag. Heute wird eigentlich an jedem Tag der Woche geheiratet, wobei aber das Wochenende am beliebtesten bleibt. Der Hochzeitstag begann mit einem Frühstück aller Hochzeitsgäste und danach ging es in die Kirche. Während der Fahrt zur Kirche wurden die Hochzeitsfuhren von Kindern und jungen Leuten des Dorfes „geschnürt“, das heißt, an Leinen oder Schnüren wurden bunte Papierstreifen, alte Stoffpuppen, Babysachen, grüne Zweige und vieles andere mehr befestigt.
Erst wenn die Hochzeitsgäste Geldstücke auf die Straße geworfen hatten, wurde die Schnur heruntergelassen und sie durften weiterfahren. Das Hochzeitspaar wurde immer so durchgelassen. Die Hochzeitstafel wurde zu Hause gestaltet und oft wurden dazu Möbel ausgeräumt. Der Hochzeitstanz fand jedoch immer in der Dorfgaststätte statt. In jetziger Zeit wird fast nur noch in der Gaststätten gefeiert.
Girlande aufhalten Hochzeit 1974
Hochzeitsgäste Geldstücke auf die Straße geworfen hatten, wurde die Schnur heruntergelassen und sie durften weiterfahren. Das Hochzeitspaar wurde immer so durchgelassen. Die Hochzeitstafel wurde zu Hause gestaltet und oft wurden dazu Möbel ausgeräumt. Der Hochzeitstanz fand jedoch immer in der Dorfgaststätte statt. In jetziger Zeit wird fast nur noch in der Gaststätte gefeiert.
Zur Mitternachtsstunde wurde das junge Paar zur Mitte des Saales geführt, wo zwei Stühle bereitstanden. Alle Hochzeitsgäste stellten sich im Kreis um das Brautpaar herum. Die Brautjungfer nahm, unter Hersagen passender
Gedichte, der Braut den Kranz und Schleier ab und setzte ihr die Schlafhaube sowie dem Ehemann die Zipfelmütze auf. Beide legten nun mit verbundenen Augen fest, wer als nächstes Hochzeit machen wird.
Gewöhnlich waren es der Brautführer und die Brautjungfer, welche die Hochzeitsgaben (Kranz und Schleier, Myrtensträußchen) erhielten.
Danach wurde noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. Einige dieser Traditionen sind bis heute bekannt geblieben.
Quellen: Sitten und Bräuche
- „Aus vergangenen Tagen“ von Herrmann Vetter (1905)
- „Die Sorben“ Domowina – Verlag Bautzen (1979)
- Spremberger Heimatkalender von 1990
- Archiv Forst – „Forster Tageblatt“ vom 16.4.1936, 1.4.1937
- „Lausitzer Rundschau“ vom 25.3.1964, 27.3.1991
- Bildmaterial: Adelheid Strieg, Dieter Klauke, Autor