Zur Schulentwicklung kann man sagen, dass die ländliche Volksschule aus der von den Reformatoren angeordneten Kinderlehre erwachsen ist. So war im 18. Jahrhundert regelmäßiger Schulbesuch eine große Seltenheit und es herrschte eine äußerst strenge Zucht.
1763 wurde zum ersten Mal eine einheitliche und allgemeine Schulbildung gefordert. Die Schulpflicht wurde vom 5. bis 13. oder 14. Lebensjahr des Kindes festgesetzt. Für die Landschulen unserer Gegend entsprach dies der Gräflich von Brühlschen Schulordnung.
1792 folgte eine neue, die „Lausitzer Schulordnung“. Anfang des 19. Jahrhunderts war das Schulzimmer zugleich Wohnstube des Lehrers, der meist seinen Beruf weiterhin ausübte.
Es wurde viel auswendig gelernt, vor allem Katechismus, Sprüche und Kirchenlieder. Für die Mädchen gab es Handarbeitsunterricht.
In einem Schullehrerverzeichnis aus dem Jahre 1830 ist ein Schullehrer von Jerischke und Raden erwähnt.
Im August 1836 ist Carl August Trinks (geb. 1828 in Jerischke) in die Volksschule Gahry aufgenommen worden, mit dem Bemerken, dass er vorher die Schule in seinem Geburtsort besucht hat.
Es ist demnach anzunehmen, dass es um 1830 in Jerischke auch eine Schule bzw. Schulunterricht gegeben hat.
Um 1890 gingen die Jerischker Kinder zur Schule nach Preschen, der Ort gehörte dem Schulverbande Preschen an.
In diesem Jahr wurden erste Überlegungen für eine eigene Schule in Jerischke getroffen. Es wurde ein Projekt aufgestellt und es gab einen Lageplan der vorgeschlagenen Grundstücke zum Schulgehöftbau.
Der Minister in Frankfurt erklärte sich mit dem Ankauf des Grundstücks vom Gärtner Gottlob Schmidt einverstanden.
Dazu kam es aber nicht, da das Projekt mit Rücksicht auf die geringe Schulkinderzahl in Jerischke und wegen der Erschöpfung der für Schulbauten zur Verfügung gestellten Mittel vertagt wurde. Somit mussten die Kinder weiterhin nach Preschen zur Schule gehen und den weiten Schulweg von 5 km bzw. 6 ½ km für die Kinder der Kolonie Teichhäuser zurücklegen.
Im Januar 1894 stellte die Königliche Regierung zu Frankfurt an den Landrat Sorau, aufgrund der wachsenden Kinderzahl in den nächsten Jahren, die Bitte um erneute Untersuchung für einen Schulbau in Jerischke.
In den letzten 6 Jahren besuchten jährlich durchschnittlich 20 Kinder aus Jerischke die Schule in Preschen. Deshalb wurde der Vorschlag unterbreitet, Jerischke vom Schulverband Preschen zu lösen, eine neue Schule in Jerischke auf Staatskosten zu errichten (da die Gemeinde Jerischke keine ausreichenden Mittel hatte), sowie einen eigenen Schulverband zu bilden.
Der Gemeindevorsteher Ambrosius erhielt im Januar 1895 ein Schreiben, aus dem hervorging, dass das Landratsamt Sorau beschloss als Bauplatz für das Schulgehöft dem Grundstück des Schänkers Roick den Vorzug zu geben, da es geeigneter sei als das Werner`sche Grundstück.
Folgende Bemerkungen in bautechnischer Sicht wurden im Mai 1895 gemacht:
- Die fensterlose Giebelwand des Hauses muss nach Norden liegen und die Schulstube sowie, die Wohnräume sich an der Sonne zugekehrten Seite befinden.
- Die Hauseingangstür ist mit einem überdachten, seitlich geschlossenem Vorbau zu versehen, welcher die Torflügel gegen die Witterung schützt.
- Zwischen Klassen- und Haustür ist ein ausreichender Abstand herzustellen.
- Die Sitzplätze in der Schulstube sind auf 42, die Tiefe des Raumes auf 5,30 m zu beschränken.
Dadurch sollten die Kosten des Baues um ca. 250 Mark eingeschränkt werden.
Im Februar 1896 nahm die Königliche Regierung, wegen Leistungsunfähigkeit der Hausväter und der geringen Schülerzahl, wieder Abstand von der Errichtung einer Schule in Jerischke.
Im Mai 1903 hatte Jerischke laut einer Aufstellung 107 Schulkinder, wobei für die nächsten 6 Jahre ca. 124 Kinder erwartet wurden. Deshalb gab es im Oktober 1904 nochmals den Vorschlag zur Schulentlastung in Preschen.
Die Kinder aus Jerischke und Teichhäuser sollten dann aber in den Schulverband Groß Särchen eingeschult werden.
Diese Einschulung der Gemeinde Jerischke wurde jedoch von Groß Särchen aus einstimmig abgelehnt.
Der Schänker Roick erklärte, dass er sein früher für den Schulbau vorgesehenes Grundstück wieder zu den alten Bedienungen zur Verfügung stellt.
Die Königliche Regierung legte daraufhin im Sommer 1905 fest, dass die Gemeinde und der Gutsbezirk Jerischke aus der Schule in Preschen ausschneiden und einen eigenen Schulbezirk bilden sollen.
An der Schule in Jerischke ist 1 Lehrer anzustellen, dem ein Grundgehalt von 900 Mark neben seiner Wohnung zu gewähren ist.
Bis zu dem Zeitpunkt der Eröffnung der Schule in Jerischke mussten die Kinder weiterhin nach Preschen gehen.
Der Schulneubau 1906
Die Inangriffnahme des Schulbaues wurde dann endgültig im April 1906 genehmigt. Es waren Gesamtkosten in Höhe von 15.230 Mark geplant.
Der Bau wurde am jetzigen Standort ausgeführt.
Das Schulgrundstück ist am 15. Mai 1906 vom Gutsherrn (von Oertzen – R.K.) vor dem Notar, dem Rechtsanwalt Sachtleben in Triebel, an die Schulgemeinde in Form einer Schenkung abgetreten worden.“
In einem Schreiben des Schulvorstandes von Jerischke (Pfarrer Eichhorn-Preschen) vom 15.8.1906 heißt es: „Die Schule zu Jerischke ist am 13.August 1906 gerichtet worden und soll zum 1. Oktober bis zum Schlüssel übergeben fertig sein.
Ab 1.4.1908 bildete die Gemeinde und der Gutsbezirk Jerischke einen Gesamtschulverband mit der Bezeichnung „Jerischke“. Zu dieser Zeit wurde der Rittergutsbesitzer von Oertzen als Verbandsvorsteher und Pfarrer Krüger aus Preschen zum Verbandsstellvertreter des Gesamtschulverbandes ernannt.Oft wurden für die Schule Zuschüsse beantragt. So waren um 1912 die Verhältnisse der Gemeinde Jerischke so trostlos, wie noch nie vorher. Dies kam dadurch, weil die Güter so gut wie gar keine Steuern gaben, die Besitzer nicht in Jerischke wohnten und die Kinderzahl der Gutsbesitzer sehr gering (nur 3) war. So bezahlte das Gut ca. 100%, die Gemeinde nahezu 200% der Schulsteuern.
Die einklassige Volksschule Jerischke wurde am 16. Oktober 1906 eröffnet und mit einem Lehrer besetzt.
Im Mai 1907 wurden 40 Kinder von diesem einen Lehrer unterrichtet.
Ca. 1917 (vorher und nachher möglich) wurden die Schulkinder zur Landarbeit beurlaubt, was je nach Bedarf geschah.
Als Entschädigung für die Kinder wurden 60 – 80 Pfennig je Tag, je nach Alter und Leistung als angemessen angesehen.+
1. Bank | rechts | Inge Lehmann |
links | Dorlis Görgler | |
2. Bank | rechts | Anneliese Wolschke |
links | Imgard Klauke | |
3. Bank | rechts | Gerda Jeschke |
1923 erfolgte die Schulreinigung durch die Kinder selbst. Bei einer Besichtigung des Kreisschulrates wurden erhebliche Mängel für Schulhaus und – zimmer (z.B. nicht zugedeckte Brunnen, fehlender Wandputz usw.) sowie hygienische Mängel festgestellt.
In den folgenden Jahren gab es immer wieder Verhandlungen mit dem Rittergutsbesitzer Krabbs wegen rückständiger Schulbeiträge. So zogen sich Verhandlungen (zwischen Regierung, Gutsbesitzer und Lehrer Werner) zum Erhalt des Beitrages des Gutsbezirkes zu den Schullasten des Gesamtschulverbandes Jerischke von Juli 1925 bis Ende des Jahres 1926 hin.
1929 gab es immer noch Zahlungsschwierigkeiten des Gutsbesitzers Krabbs. Um 1934 und später wurden regelmäßig Kinderfeste in der Schule gefeiert. Es wurden Spiele, Wettkämpfe und andere Belustigungen durchgeführt, bei denen es kleine Preise zu gewinnen gab. Zum Abschluss gab es einen Fackelumzug durchs Dorf.
Von 1923 bis 1925 waren durchschnittlich 16 Kinder in der Schule (10 Gemeinde, 6 Gut).
1934 waren es ca. 36 und 1935 ca. 34 Kinder.
Im November 1938 organisierte Lehrer Schulz die erste Weihnachtsfeier an der Schule. Es wurden Gedichte und Lieder vom Kinderchor vorgetragen, ein Märchenspiel vorgezeigt und der Weihnachtsmann überraschte alle mit kleinen Geschenken.
In den 50er Jahren hat es 2 Klassenräume gegeben. Im jetzigen Speisesaal des Schullandheimes wurden die Klassen 1 – 4 unterrichtet. In dem kleineren Klassenraum die Schüler der Klasse 5. bis 8.
Die „alte“ Schule wurde anschließend renoviert und als Erntekindergarten hergerichtet. In dem großen Klassenraum befand sich der Tagesraum, der kleine Raum wurde als Küche genutzt.
1961 gab es Kritik von den Eltern, dass 1 Lehrkraft zu gleicher Zeit 4 Klassen unterrichtet, was ein untragbarer Zustand sei. Es erfolgte eine Eingabe an den Kreis. Der Mehrstufenunterricht sollte endgültig abgeschafft werden.
Mit Beginn des Schuljahres 1964 wurden in Jerischke nur noch die Kinder der 1. – 3. Klasse unterrichtet. Die 4. Klasse ging nach Eichwege, die 5. – 8. Klasse nach Döbern und die 9. und 10. Klasse nach Groß Kölzig zur Schule.
Der Transport der Kinder (auch aus Zelz und Bahren) erfolgte bis zur Fertigstellung der Straße ab Jerischke.
Für kurze Zeit kamen zu Beginn der 60er Jahre auch die Schüler der 3. und 4. Klasse mit dem Bus von Döbern nach Jerischke.
Ab September 1972 war die Jerischker Schule nur noch mit 2 Klassen, einer 1. und einer 3. Klasse belegt.
Ende 1972 gab es schon die ersten Gedanken zur Errichtung eines Ferienzentrums in Jerischke.
1973 wurde der Schulbetrieb eingestellt, die Kinder führen von nun an mit dem Bus in die damalige 2. Oberschule Döbern.
Mit Beginn des Schuljahres 1994 gehen die Jerischker Kinder der 1. – 6. Klasse nach Friedrichshain in die Grundschule und die 7. bis 10. Klasse in die Gesamtschule nach Döbern bzw. ins Gymnasium nach Forst.
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Quellen: Volksschule Jerischke, Erntekindergarten
Archiv Sorau, Akten „Schulneubau zu Jerischke“,
„Schulstatistik“, „Einkommensverhältnisse der Lehrerstelle zu Jerischke“,
„Beurlaubung von Schulkindern zur Landarbeit“,
Archiv Forst Gemeindeakten Jerischke,
Ortsakte Gahry „Schulbuch von 1845“,
„Forster Tageblatt“ vom 29.11.1904, 7.3.1906, 27.3.1915, 28.9.1934, 17.8.1938, 23.4.1938
„Aus der Heimat“ – Beilage zum Forster Tageblatt Nr. 4 von 937
„Lausitzer Rundschau“ vom 14.10.1972
Schülerausarbeitung zur Ortschronik von Jerischke, um 1977
Bildmaterial: Inge Zeidler, Walter Schlammer, Dieter Klauke, Wilfried Koinzer
Gespäche mit Jerischker Bürgern