22. November 2024

Elektrifizierung, Telefonie, Wasser und Medien

Elektrifizierung

1905 wurde erstmals über eine elektrische Beleuchtung in Jerischke 1905 berichtet:

Forster Tageblatt 25.06.1905

Vermutlich wurden um 1905 nur Häuser des Gutes versorgt, wobei die Stromerzeugung vermutlich durch die Dampfturbine des 1857 erbauten Maschinenhaus der Dampfschneidemühle erfolgte. Ab wann die Stromerzeugung funktionierte, ist nicht hinterlegt. Nachweislich wurde das Gutshaus, Verwalterhaus und Forsthaus versorgt.

1927 wurde von einer kompletten Elektrifizierung der Orte Jerischke und Klein Jerischke (Teichhäuser) berichtet.
Die Elektrifizierung von Groß- und Klein Jerischke erfolgte ab diesen Zeitpunkt durch das Lausitzer Elektrizitätswerk.

Nach Abschluss aller Arbeiten wurde im Gasthof Paul ein sogenanntes Lichtfest gefeiert. Es fand ein gemeinschaftliches Festessen mit anschließendem Tanz bis in den frühen Morgen statt.
Ab diesem Zeitpunkt gab es Drehstrom (auch als Kraftstrom bezeichnet) im Ort

.

Jetzt konnten auch moderne Maschinen eingesetzt werden, die die Arbeit enorm erleichterten. Das waren Kombigeräte bestehend aus einem Drehstrommotor mit Flachriemenantrieb und einer Vielzahl von Arbeitsmaschinen.
Zur Anwendungen kamen jetzt Dreschmaschinen, Kreissägen und Strohhäcksler und vieles mehr.

1945 wurde die Stromversorgung durch Kriegseinwirkungen zerstört.
Um die Stromversorgung wieder herzustellen, wurden die Leitungen innerhalb von Jerischke repariert.
Otto Keitel besaß einen Dieselgenerator. In den Abendstunden hat er zeitweise die Haushalte mit Strom versorgt, so dass elektrisches Licht wieder funktionierte.
Bevor der Generator wieder abgestellt wurde, ist kurzzeitig der Strom unterbrochen und wieder eingeschalten worden.
Jeder wusste nun, bald wird der Strom wieder abgeschaltet und konnte sich darauf einrichten.
Ende der 1940er Jahre wurde das Stromnetz wieder an das öffentliche Netz zugeschaltet.

Hierzu wurde das Transformatorhaus am Ortseingang aus Richtung Zelz mit einer neuerrichteten 20KV Freileitung von Preschen kommend verbunden.
Im Transformatorhaus wurde die Spannung auf 380V reduziert und über Freileitungen an die Häuser verteilt.
Die Masten bestanden aus Holz und führten eine fünfte Leitung für die Schaltung der Straßenbeleuchtung.
Die Straßenbeleuchtung bestand aus normalen Glühlampen.
Eine Ausleuchtung der Straße war damit nur bedingt möglich, man konnte damit aber die Wegeführung erkennen.
Aus Sparsamkeitsgründen wurde diese Beleuchtung in den späten Abendstunden, gegen 22:00Uhr abgeschaltet und in den Morgenstunden gegen 5:00 Uhr wieder an. Die Schaltung wurde durch mechanischer Zeitrelais gesteuert.
Diese mussten regelmäßig korrigiert werden.

Reparaturen der Beleuchtung waren oft notwendig. Die eingesetzten Glühlampen sind oft ausgefallen und mussten ersetzt werden. Die Reparatur erfolgte durch Besteigen der Holzmasten mit Steigeisen. Eine Abschaltung des Netzes ist dabei oftmals nicht erfolgt. Diese Arbeiten wurden vom Jerischker Elektromeister Gerhard Dominik ausgeführt.


Telefon

1935 wurden in Jerischke die ersten Telefone installiert.
Das Amt befand sich in Groß Särchen. Wer einen Anschluss erhielt, ist nicht bekannt.

1938 wurde die telefonische Erreichbarkeit, nachfolgender Anschlüsse
erwähnt:
Ludwig Woitus – Handelsbetrieb Nr. 31; Tel: Groß Särchen Nr. 14
Richard Eichler Gemeindevorsteher; Tel.: Groß Särchen Nr. 41

 

1945 ist das Telefonnetz ebenso ausgefallen.
Es wurde eine neue Telefonverbindung in den 1950er Jahren über das Amt Döbern hergestellt.
Der genaue Zeitpunkt ist unbekannt.
Aufgrund Mangel an Leitungen mußten sich 2 Teilnehmer eine teilen, das heißt es konnte immer nur ein Teilnehmer telefonieren.
In den 1960er Jahren wurden nachfolgende Telefonanschlüsse erwähnt:

  1. Försterei
  2. Poststelle
  3. Rat der Gemeinde
  4. Dominik, Gerhard – Elektromeister
  5. Bernhard Andreas Grenz-ABV

Mitte der 1980er Jahre gab es massive Kritik an der mangelnden Erreichbarkeit per Telefon im Ort.
Infolge wurde zur Verbesserung der telefonischen Erreichbarkeit, 1988  eine weitere Sprechstelle als Gemeindeöffentliche eingerichtet.
Ab 1992 erfolgte der weitere Ausbau des Netzes und es bestand anschließend für jeden Haushalt die Möglichkeit einen Telefonanschluss zu erhalten.
1996 bestand auch die Möglichkeit der Nutzung eines ISDN-Anschlusses.
Damit konnten bis 5 Telefonnummern über eine Leitung genutzt werden. Besonders vorteilhaft war dies bei der Nutzung von BTX (Bildschirmtext) und Internet. Hierbei war man bei der Nutzung dieser Dienste telefonisch noch erreichbar, was bei der anlogen Telefonie nicht möglich war.

Wasserversorgung

Bis 1989 war jeder Haushalt in Jerischke selbst für die Wasserversorgung zuständig.
Brunnen schachten, später bohren, war oft Glücksache und gelang nicht immer.

Wünschelrutengänger sollten hier bei der Wassersuche helfen, der letzte bekannte, der von sich aus behauptete, er könne Wasseradern aufspüren war Gärtner Willi Pössel.
Vor Beginn der Brunnenbauarbeiten wurde Willi Pössel zu Rate gezogen.
Mit einer Astgabel ist er das Grundstück abgelaufen. An der Stelle wo die Rute sich bewegte war Wasser. Dort wurde dann auch gegraben und man ist meistens auch fündig geworden. Viele so gebaute Brunnen hatten jedoch im Sommer Probleme, die Wasserversorgung ausreichend zu sichern.

Gebaut wurden in Jerischke bis zum 19. Jahrhundert meistens sogenannte Ziehbrunnen, sie waren einfach zu Bauen und das Material gab es in der Natur kostenlos.

Der letzte bekannte Ziehbrunnen wurden bis in die 1970er Jahre in Jerischke verwendet. Er befand sich auf dem Grundstück von Alma Ambrosius.

Der letzte bekannte Ziehbrunnen wurden bis in die 1970er Jahre in Jerischke verwendet. Er befand sich auf dem Grundstück von Alma Ambrosius.


Der Nachteil dieser Brunnen bestand in der Verschmutzung. Der Vorteil, sie brauchten im Winter nicht geschützt werden.

Es gab später auch Handschwengelpumpen, aus Gußeisen aber auch aus Holz gefertigte.
Im Winter mussten diese regelmäßig betätigt und vor allem gut mit Stroh gegen Einfrieren geschützt werden.
Um dieses Problem zu umgehen hat man schon in den 1930er in einigen Häusern die Schwengelpumpen in der Küche des Hauses eingebaut und damit die Versorgung auch im Winter gesichert.

Ab den 1960er Jahren wurden in den Haushalten elektrische Pumpen mit
Speicher und zentraler Wasserversorgung verwendet.

Ab den 1960er Jahren wurden in den Haushalten elektrische Pumpen mit Speicher und zentraler Wasserversorgung verwendet.
Probleme bestanden weiterhin, da kein ausreichendes Wasser vorhanden war und vor allem die Wasserqualität zu wünschen ließ. Sehen konnte man es, da der Eisengehalt zu hoch war. Was man nicht sah, war die biologische Verunreinigung.
Das Wasser enthielt oft Keime. So hat man bereits Ende der 1960er Jahre erkannt, dass das Wasser mit Keimen versetzt und besonders für Säuglinge gefährlich sein kann. So wurden schwangere Frauen auf das Problem hingewiesen und die Möglichkeit der Laboruntersuchung für das Wasser kostenlos durchgeführt.
Im Ergebnis kam meistens die Nichteignung des Wassers für Babynahrung heraus. Hier galt es entweder beim
Nachbarn, wenn dieses Wasser in Ordnung war, zu holen oder es musste handelsübliches Selterswasser gekauft werden.
Eine durchgeführte Umfrage anfangs der 1980er Jahre bei den Haushalten verdeutlichtet diese Probleme und veranlasste die DDR-Staatsorgane zur Zustimmung und Finanzierung eines zentralen Wasserwerkes für Jerischke.
Die Planung wurde 1987 begonnen und die ersten Anschlüsse erfolgten 1988. Endgültig fertiggestellt wurde die Versorgung 1991 mit den Anschlüssen der Orte Zelz und Bahren.

Medien

1934, mit Entwicklung der Radiotechnik wurden auch die ersten Volksempfänger in den Jerischker Haushalten angeschafft, bekannt unter „Goebbels-Schnauze“
Auch in Jerischke empfangbar über Lang- und Mittelwelle, je nach Witterungslage und in den Abendstunden meistens guter Empfang.
1950 wurden die ersten Fernsehsendungen in der DDR produziert.
Der erste Fernseher wurde 1959 in Jerischke bei dem Lehrer Artur Göhler aufgestellt.
Die Kinder erhielten damals auch die Möglichkeit im Wohnzimmer von Herrn Göhler fern zu sehen. Das war etwas Besonderes.

Bald folgten weitere Haushalte.
Empfangbar war das Fernsehen über VHF Kanal 4 des Sender Calau. Hierzu war schon ein entsprechender Aufwand an Antennentechnik erforderlich. Aber die Jerischker scheuten oft weder Aufwand noch Kosten.
Problematischer wurde der Empfang des „Westen“, in anderen Orten war dies schon öfter möglich.

Aber in Jerischke weitab von Berlin und bedingt durch Tallage, war es kaum möglich. Bei entsprechenden Wetter und
technischen Aufwand war dies auf VHF Kanal 6 manchmal erreichbar. Das erforderte aber spezielle Antennen.
Meistens gab es aber Tage wo kaum etwas zu sehen war. (Nur Gries)
Foto 1: oben Kanal 6, unten UKW-Antenne
Mit der weiteren Entwicklung der Fernsehtechnik, scheuten viele Bürger weder Kosten noch Mühen, um am Weltgeschehen teilzuhaben. So konnte eine Antennenanlage auch über 5000 DDR-Mark kosten. Es gab Konstruktionen mit 20 m Höhe,
Bestückt mit bis zu 8 Antennen. Auch Fernsehgeräte waren nicht billig, so kostete ein 51 cm Farbfernseher in den 1980er 4990 DDR-Mark. Für eine Fernbedienung kamen nochmals 500 DDR-Mark dazu.
Wer es etwas größer haben, wollte bezahlte für einen 61 cm ca. 6500 DDR-Mark.
Problematisch war aber der Erwerb selbst, hier hieß es „Beziehungen“ zu Verkäufern zu haben oder vor den Geschäften in einer „Schlange“ anstehen. Wer Glück hatte und rechtzeitig vor Ladenöffnung anstehen konnte, hat eventuell ein Gerät erworben.
Um den Wunsch für ein besseres Fernsehen zu erfüllen, schlossen sich fast alle Haushalte einer 1987 einer neugegründeten Antennengemeinschaft an. Ziel war es über eine einzelne Großantennenanlage und Satellitenempfang den Ort mit Fernsehempfang zu versorgen.
Zu diesem Zeitpunkt war die Entwicklung der Versorgung mit Satellitenfernsehen vorangeschritten. Die nötige Technik aber offiziell jedoch nicht zu erwerben und für einen Privathaushalt nicht bezahlbar.
1989 war bereits erkennbar, das Satellitenempfangsanlagen preiswerter wurde. Der finanzielle Aufwand hätte eine Antennengemeinschaft nicht mehr perspektivisch gerechtfertigt. Sie wurde deshalb wieder aufgelöst. Jeder Teilnehmer erhielt seinen Beitrag wieder ausgezahlt.
Anfang 1990, nach Fall der Mauer, kamen auch die ersten Satellitenempfangsanlagen für ca. 1000DM ohne Fernbedienung nach Jerischke.



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