Raubritter in der Lausitz
Vor rund 500 Jahren war Forst eine der Städte in der Niederlausitz, in denen sich die Gerichte nicht über Mangel an Arbeit beklagen mussten. Endlich wurde mit der schlimmen Landplage, die über ein Jahrhundert weiter Angst und Schrecken verbreitete, aufgeräumt.
In weiten Teilen der Lausitz und Schlesiens war niemand mehr seines Lebens und seines Hab und Gutes sicher. Auf den alten Handelsstrassen und in den Dörfern wurde geraubt und gemeuchelt was das Zeug hielt.
Die Bekenntnisse der Raubritter, Stegreifritter oder Straßenplacker sind wertvolle historische Quellen und bis heute erhalten. Mancher Ort verdankt ihnen seine Ersterwähnung.
Nun war die Zeit der Henker und Scharfrichter.
Sie hatten reichlich Arbeit. In den Wirren der Hussitenkriege um 1430 gelangte das Raubrittertum zur vollen Blüte. Im Lande herrschte Chaos.
Das Rittertum war in unserer Gegend am stärksten und längsten ausgeprägt.
Um Muskau und Spremberg fühlte es sich zu Hause. Und im Forster Land.
Verarmte beraubten Arme
Es war vor allen der verarmte Landadel,
der sich mit Gewalt nahm, was die hungernden Bauern nicht mehr zu
geben vermochten.
„ Reiten und Rauben ist keine Schande, das
tun die besten im ganzen Lande.“ Das war der Leitspruch der
Räuber.
Die Stegreifritter raubten den Bauern Vieh und
Nahrungsmittel, brandschatzten die Ortschaften, überfielen
Warenzüge, erpressten Lösegeld für Gefangene und machten nieder,
was sich ihnen in den Weg stellte. Überall hatten sie Kundschafter,
Helfer und Helfershelfer.
Auch Martin von Berge, Krüger( Kneiper ) von Kölzig, war einer, der Speise und Trank sowie Futter für die Pferde gab. Überhaupt spielte Groß Kölzig in der Zeit des Raubrittertums im Forster Land eine herausragende Rolle.
Robert und Hans Horn, beide berüchtigte Anführer der berittenen Straßenplacker, starteten ihre Raubzüge oft vom Marienberg aus. Hier hielten sie sich mit ihren Kumpanen, bis zu 30 Reiter versteckt.
Im Protokoll ist zu lesen:
„… bey Caltsch(Kölzig) bey der capelln haben sy sich gesamelt.“
Gemeint ist die katholische Wallfahrtskapelle, im Volksmund „Buschmarie“ genannt. Sie war in der vorreformatorischen Zeit, Ziel der Pilger. Ihr Kundschafter war Hans Begker aus Drebkau, einem weiteren Zentrum des Rittertums
Hans von Berge aus Groß Kölzig hatte den Banden mehrmals zu essen und zu trinken gegeben, sie in ihren Tun gefördert. Raubritter hatten Helfer
„Item im Fortschen gebitte zum pfaffen zur Serche(Sergen) 1 nacht gelegen“.
Dieser Pfarrer war nicht der einzige Geistliche, der die Ritter unterstützte. Auch der Pfarrer von Bademeusel tat dies:
„… der pfarrer zu Podelmeusseell bey Forst essen und trinken gegeben; das ist geschehn offte“.
Dies will heißen, der Pfarrer wusste, was er tat.
In Zelz, so bekannte Hans Horn, hätten sie den Bürgermeister von Triebel, Kynast Gnandt, erschlagen.
Hans Horn wurde am 14.10.1513 in Crossen geköpft. Die Mitglieder seiner Räuberbande waren schon vorher dem Scharfrichter überführt worden. Die Periode des Raubrittertums ging zu Ende. Das Land atmete auf.
Quelle: Rolf Müller Friedrichshain veröffentlcht in „Lausitzer Rundschau“;