Als Jerischke’s Gutsherrin in Not geriet
1689 konnte die Witwe Margaretha von Stolzenberg dem Kurfürsten im Sachsenlande die ihr auferlegten Steuern nicht mehr bezahlen. Es war kein Bares mehr im Hause. Die Herrin des Vasallengutes in Jerischke war sozusagen Pleite. Da wurde die Lage für sie ziemlich brenzlig.
In Dresden dachte man überhaupt nicht daran, auch nur auf einen Groschen zu verzichten. In solchen Situationen schickte man die Steuereinnehmer aus, das Geld einzuholen. Diese “trieben die Frau Margaretha arg an”, ihre Schulden zu begleichen. Wenn sie dies nicht konnte oder wollte, drohten sie ihr mit der Vollstreckung. ‘
Die Herrin auf dem – Jerischker Gut nahm die Dienste und die Abgaben des gemeinen Volkes in Anspruch, sie selbst aber zahlte an den Hof. Die von Stolzenbergs besaßen Jerischke von 1673 bis 1693. Im nach Preschen eingepfarrten Dorf mögen damals an die 40 bis 50 Menschen gewohnt haben.
Margaretha von Stolzenberg kam auf folgende Idee: Sie vermietete sieben ihrer Untertanen an Hans Albrecht von Reibnitz, der dicht über der Neiße ein Rittergut besaß, für ein Mietgeld von 120 Reichstalern im Jahr.
Von Reibnitz hatte sich von seiner Ehefrau zu dieser Hilfeleistung überreden lassen, die mit der Besitzerin von Jerischke gut befreundet war. Zunächst hatte der Geber gemeint, die Taler seien nach getaner Arbeit der Stolzenberger Knechte mit ihren Familien in einem Jahr von ihm zu zahlen. Doch da wollten die Steuereinnehmer nicht mitspielen. Sofort sei zu zahlen.
Da streckte nun Frau von Reibnitz die 120 Reichstaler aus ihrer Mitgift vor, in der Annahme, dass die Landarbeiter auf ihrem Gute fleißig bei der Sache seien und so das Geld schon für sie erarbeiten würden. Doch da lief nun die Geschichte überhaupt nicht gut.
Zwei Knechte und fünf Mägde nebst einiger Jungen konnten die Bedürfnisse ihres Mieters für forsche Hofarbeit, Fahr-und andere Dienste nicht so recht bewältigen. Widersetzlich seien sie und lässig, beklagte er sich bei der Oberamtsregierung. Kräftige Leute nur könne er gebrauchen, nicht aber schwächliche und renitente.
Wendische
Halsstarrigkeit und Trotz mache ihrer Herrin, der alten Witwe von
Stolzenberg, auch wenig Ehre. Es solle Druck gemacht werden, dass
gute Bauern zu ihm kämen. Die Unkosten müssten ihm ersetzt werden.
Das Urteil: Die Dienste seien gewissenhaft zu verrichten,
ansonsten würden bei weiterer Halsstarrigkeit die Gefängnisse von
Guben oder Lübben auf sie warten.
Interessant: Ab 1693 hieß der Besitzer, von Jerischke von Reibnitz.
Rolf Müller LR vom 14.07.2001
Kommentar:
In “Quellen zur Lage der Privatbauern in der Niederlausitz in Zeitalter des Absolutismus” von R.Lehmann heißt es
1689 Juni 23., Kemnitz
Hans Albrecht von Reibnitz auf Kemnitz!) beklagt sich bei der Oberamtsregierung
über die Lässigkeit und Widersetzlichkeit der Untertanen von Niewerle?), deren Dienste
ihm Anna Margarete von Stolzenberg auf Jerischke und Niewerle für ein Mietgeld überlassen hatte.
Margaretha von Stolzenberg besaß neben dem Gut Jerischke das Gut in Niwerle (nach R.Lehmann) von 1672 -1690.
Von Reibnitz besaß das Gut Kemnitz. Zur Tilgung der Schulden von Margaretha von Stolzenberg schickte Sie Mägde und Knechte vom Gut Niewerle nach Kemnitz.
Ab 1690 wird von Reibnitz als Besitzer vom Gut Niewerle und 1693 von Jerischke erwähnt.