23. November 2024

Politische Zugehörigkeit – Kommunale Verwaltung

  • 1378 kam die Ober- und Niederlausitz zur böhmischen Krone.
  • 1520 und eher wird die adl. Familie Reibold als Besitzer von Jerischke genannt
  • 1521 Melchior von Biberstein und dessen Brüder Besitzer vom Vasallengut Jerischke
  • 1532 Christoph von Berge Lehensmann und Gutsherr von Jerischke
  • 1635 der Dreißigjährige Krieg beendet die böhmische Herrschaft unter König Ferdinand II und tritt Herrschaft Kurfürst Johann Georg von Sachsen ab.
  • 1668 – 1746 wird Jerischke als Vasallengut des Amtes Forst und ab 1746 dem Amt Forst-Pförten zugeordnet.
  • Bis 1816 gehörte Jerischke zu Sachsen und war dem Kreis Guben angehörig.
  • Mit dem Wiener Kongress 1814/15 verlor Sachsen,als Verbündeter Napoleons, Territorien an Preußen. Durch die erfolgte Verwaltungsreform im Königreich Preußen wurde 1816 der Kreis Sorau gebildet. Fortan gehörte Jerischke als eigenständige Gemeinde zum Kreis Sorau.
  • Der Ort wurde in Rittergut und Gemeinde unterteilt.
  • 1928 wird das Dorf mit dem Rittergut vereinigt. Ab diesen Zeitpunkt ist der
  • Bürgerneister für den gesamten Ort zuständig.
  • 1945 wurde der ehemalige Kreis Sorau östlich der Neiße durch die Alliierten Polen zugeordnet.
  • Jerischke kam 1946 zum Kreis Spremberg.
  • 1952 erfolgte in der damaligen DDR eine Verwaltungsreform. Jerischke wurde dem neu gebildeten Kreis Forst zugeordnet.
Die Gutsvorsteher

waren die Rittergutsbesitzer selbst, Stellvertretende Gutsvorsteher waren:
1905: Gutsverwalter Gustav Gaude
1906: Förster Wilhelm Freimuth
1918: Lehrer J. Georg Freytag
1919: Inspektor Fritz Borrmann
1921: Rentier Werner Kieck
1924: Gutsförster Oskar Hoffmann

Bürgermeister der Gemeinde Jerischke

um 1879Schmidt
um 1912-1920Wilhelm Ambrosius
1920 – 1945Richard Eichler
1945 – 1948Ewald Steguweit
1948 – 1955Otto Keitel
1955 – 1957Herbert Ratzuweit
1957 – 1959Ewald Steguweit
1959 – 1975Gerhard Koinzer
1976 – 1983Paul Schmidt
1984 – 1990Manfred Seibt
1990 – 1993Detlef Rehdo
1993 – 2002Wifried Koinzer

Siegel der Gemeinde Jerischke 1856

Schreibkräfte bzw. Sekretärinnen

02/1954 – 1960 Helga Hentschel
07/1960 – 12/1960 Helmut Nitsche (als Bürokraft ganztägig eingesetzt)
1961 – 1993: Sonja Thomas

1992 wurde die eigene Gemeindeverwaltung aufgelöst. Hauptamtliche Bürgermeister und Schreibkräfte wurden in das neugebildete Amt-Döbern-Land übernommen, nun zuständig für Verwaltungsaufgaben von 13 Gemeinden und der Stadt Döbern zuständig. Der Bürgermeister übte sein Amt ab diesem Zeitpunkt ehrenamtlich aus.

Titelblatt des Amtsblatt 1993

2002 erfolgte eine Gemeindereform. Jerischke wurde Ortsteil der neugebildeten Gemeinde Neiße-Malxetal, mit den ehemaligen Gemeinden Jocksdorf, Kein Kölzig, Groß Kölzig und Preschen. Die ehemaligen ehrenamtlichen Bürgermeister wurden Ortsvorsteher.
Die neue Gemeindevertretung wählte aus ihrer Mitte, Frau Jutta Göbel aus Groß Kölzig zum ehrenamtlichen Bürgermeister.

Ortsvorsteher Jerischke

2002 -2008 Wilfried Koinzer
2008 – 2009 Nico Teschner
2009 – 2014 Wilfried Koinzer
2014 -2019 Dietmar Thron
2019 – Michel Schulz

Entwicklung der Einwohner

Jahr Einwohner  
1807 243  
1816 172  
1820 184  
1840 210  
1846 220  
1858 230  
1871 201 davon: 101 männlich,100 weiblich,51 unter 10 Jahre
1845 187  
1880 178  
1885 169  

 

 

 

Ortsgeschichte und Ersterwähnung

Der Ort liegt mitten in der Lausitz an der Grenze zwischen Nieder- und Oberlausitz. Diese ist auch die heutige Grenze zwischen dem Freistaat Sachsen und dem Land Brandenburg.
Durch den Ort führte eine der historischen Heeresstraßen von Dresden nach Warschau über Spremberg und Sorau.
Aber ebenso eine der historischen Salzstraßen von Leipzig nach Breslau über Torgau und Finsterwalde (siehe Anlagen).
Diese Straße kreuzte sich in Jerischke mit der Verkehrsverbindung von Görlitz nach Frankfurt/Oder über Muskau und Forst.

Der Ort Jerischke liegt in einem Tal, umgeben von Hügeln außer in Richtung Osten. Seine Form ist der eiszeitlichen Geschichte mit der Entstehung des Muskauer Faltenbogen vor etwa 450000 Jahren zu verdanken.

Auszug Deutsches Reich 1895
Auszug Deutsches Reich 1895
Eine genaue Kenntnis zur Besiedlung gibt es nicht. Der slawische Einfluss ist aber durch teilweise  heute noch übliche Ortsbezeichnungen ersichtlich.

Der Name Jerischke

Verschiedene Auffassungen gibt es zur Herkunft des Ortsnamen, welche mehr oder weniger zutreffend sein könnten.
So soll der Name Jerischke sorbisch Jarjesk, (Ebereschendorf) bedeuten. Diese Bedeutung ist urkundlich nicht nachweisbar. Der Begriff Ebereschendorf spielte in den 1930er Jahren eine Rolle, Viele Ortsnamen wurden damals umbenannt, Beispiel aus benachbarten Orten ist Eichwege ehemals Dubraucke.
Prof. Andreas Butmann verweist in „Die deutschen Ortsnamen“ Ausgabe 1856 auf den Namen „Sommerkorn“ abgeleitet vom wendischen „ta jariza“

Man kann diesen Ortsnamen aber auch vom
Personennamen Jarisk ableiten.

  Auszug: Die deutschen Ortsnamen Prof. A.Buttmann 1856

Nachfolgende Bücher und Forschungen geben Auskunft:

  • 1856 Jerischke oder Jerschke Die deutschen Ortsnamen Prof. A.Buttmann
  • 1993 (Körner, Siegfried Ortsnamenbuch der Niederlausitz ISBN 3-05-000836-9)
  • 1987 (Eichler, Ernst slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße Band1)

Auch eine Beziehung zum Wort jarez „Graben“ ist, abgeleitet von jarez – Graben, tiefe
Grube, Graben, Hohlweg (ON Göhrisch Kr.Meißen -DS 20, S.90 ) möglich.

Aber auch andere Namen waren in Vergangenheit üblich, so wie historische Karten nachweisen:

Auszug Lusatiae Matthäus Seuter 1678-1757
Auszug Lusatiae Matthäus Seuter 1678-1757
Auszug Peter Schenk 1660-1780
Auszug Peter Schenk 1660-1780

Der Name „Jerschke“ ist heute noch umgangssprachlich üblich und anzutreffen.

Die Schreibweise Jerischkow wird in den Publikationen 1897 und 1911 von Hirtz und Helbig erwähnt. Erwähnungen dieses Namen anderer Autoren basieren auf diese Quelle. Es wird vermutet, dass es sich um eine fehlerhafte Auslegung der Schreibweise handelt.

Prof. Dr. phil. habil. Walter Wenzel an der Uni Leipzig Fachgebiet: Slawische Personennamen im Deutschen, sorbische Orts- und Personennamen und Siedlungsgeschichte, verweist in seiner Publikation zur “provincia Nice” im Zzum Feldzuges gegen Bolesław Chrobry von Polen im Jahre 1005, auf ein hohes Alter des Namen Jerischke hin.

 

Die Besiedlung

In Berichten älterer Bürger wurde von einer Raubritterburg mit unterirdischen Gängen berichtet.
Ein Blick in die Geschichte der Lausitz könnte diese Berichte bestätigen.

Unsere Region wurde durch die Hussitenkriege von 1419 bis 1434 betroffen.
Nach diesen Kriegen kam in der Lausitz das Raubrittertum zur Blüte. Mehrere Quellen berichten
über diese Zustände.
Auch die Handelsstraße über Spremberg nach Sorau wurde durch Raubritter unsicher gemacht.
Die Raubritter wurden geachtet und erhielten Unterkunft und Logie, es galt als positiv diese
Gesellen als Verbündete zu haben.
Aufgrund der günstigen Lage an der Handelsstraße
bestand auch in Jerischke die Wahrscheinlichkeit der Gründung und Ausbau einer Befestigung.
Weitere Informationen sind in der Buchchronik in den Anlagen enthalten.
Ende des 15. Jahrhundert wurde dem Raubrittertum der Kampf angesagt.
Wenn man diese habhaft werden konnte, wurden diese hingerichtet, durch Aufhängen oder Schwert.

Die Ruine des Galgen von Triebel
Die Ruine des Galgen von Triebel

Erwähnt wurde Joachim I. 
Mit nur 16 Jahren wurde er Kurfürst von Brandenburg.
Trotz seiner Jugend räumte er mit Raubrittern und Räubern schnell auf und lässt seiner Herrschaft Cottbus besondere Fürsorge angedeihen.
Obwohl ein Feind der Lehre Luthers, konnte er nicht verhindern, dass hier bereits 1520 durch Briesmann evangelisch gepredigt wurde.

 

 

Erste urkundliche Erwähnungen

Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angräntzenden 1727
Genealogische Adels-Historie Oder Geschlechts-Beschreibung Derer Im Chur-Sächsischen und angräntzenden 1727
Grosses Universal Lexicon Zedler & Ludewig & Ludovici 1732
Grosses Universal Lexicon Zedler & Ludewig & Ludovici 1732

Altes, seit dem 15. Jahrhunderte näher bekanntes, sächsisches Adelsgeschlecht, welches im Voigtlande und Meissnischen, sowie in beiden Lausitzen zu bedeutendem Grundbesitze gelangte
Zu dieser Besitzung kamen später Nauendorf, Reinsdorf, Strassberg, Kloschwitz und Gutenfürst im Amte Plauen, im Meissnischen Polenz bei Stolpen, in der Oberlausitz Byhan, Kaltwasser, Mittel – Horcka, Kodersdorf etc. und in der Niederlausitz Cummerau und Jerischke.

 

 

Die ordentliche Stammreihe der Familie beginnt mit dem oben genannten Philipp v. R., Herrn auf Rössnitz, und dieselbe läuft von diesem absteigend durch die Glieder: Joachim(I.), und Hans (welcher noch1520 lebte).
Nach Auswertung aller Schriften war der letzte Besitzer von Jerischke Hans von Reibold.
Andere Quellen besagen das Hans von Reibold um 1530 in Rößnitz verstarb.

Vermutlich wurde Jerischke durch die Familie Reibold nach dem Tode von Hans von Reibold
an die Bibersteiner verkauft.

Das Bibersteiner Adelsgeschlecht herrschte über große Teile der Lausitz von Friedland im Isergebirge bis Sorau und Forst.
Erstmalig erwähnt  um 1278.
Mathias von Bieberstein besaß bis 1521 die Herrschaft zu Pförten und Forst.
Melchior von Bieberstein und dessen Brüder, übernahmen 1521 die Herrschaft auf Forst-Pförten.
Wann Jerischke in den Besitztum der Biebersteiner gelang ist nicht genau bekannt.

Eine erste Erwähnung wurde vom 22.03.1532 nachgewiesen.

Urkundliche Beiträge zur Geschichte der edlen Herren von Biberstein und ihrer Güter Hirtz/Helbig 1911
Urkundliche Beiträge zur Geschichte der edlen Herren von Biberstein und ihrer Güter –  Hirtz/Helbig 1897

 

“In dieser Regeste heißt es: „Nachdem der Biberstein`sche Lehensmann Christoph v. Berge zu Jerischkow die Herren von Biberstein zu Forst in Lehensangelegenheiten bei der ehrbaren Mannschaft verklagt hat, legt Melchior v. Biberstein als ältester Vasall und Lehensträger der Herrschaft Forst für sich und seine Brüder hiergegen Verwahrung beim Hofgericht ein. Dresden, h.-u,-St.-Arch, 137.”

Christoph von Berge wird hier als Lehensmann von Jerischkow der Herren von Biberstein zu Forst genannt.

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg 1939
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg 1939
Die Schreibweise „Jerischkow“ ist nur in der genannten Dokumentation von Albert Hirtz und Julius Helbig von 1897 in dieser Publikation ersichtlich.
Alle weiteren Hinweise auf diese Ortsbezeichnung basieren auf diese Quelle.
Der Verblieb der genannten Requeste ist unbekannt.


Legenden geben Auskunft über einen anderen Standort des Dorfes. So wurde in den 1930er Jahren durch Lehrer Werner gelehrt, dass sich eine ehemalige Siedlung zwischen Jerischke und Raden befunden hat. Von den damaligen Schülern wurde berichtet, das bei Exkursionen in diesem Gebiet Zeugnisse einer Besiedlung noch vorhanden waren. Es wurde berichtet, diese Siedlung wurde im
30-jährigen Krieg durch vorbeiziehende schwedische Truppen zerstört. Die Häuser wurden abgebrannt und die Brunnen vergiftet, indem tote Tiere hineingeworfen wurden.
Nach Zerstörung der Siedlung haben die Bewohner sich im Ort Jerischke angesiedelt.
Über die Größe der ehemaligen Siedlung ist nichts überliefert. Für diese Ausführungen gibt es keine urkundlichen Erwähnungen.


Überliefert ist eine Einwohnerstatistik aus dem Jahr 1821. Hier wurde von 4 Wohnteilen berichtet:

Quelle: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch 1821

Man unterschied bis in den 1920er Jahren den Ort in Gut und Dorf.

  • adl.Kolonie: ist das heutige Teichhäuser gemeint. Auch als Klein Jerischke oder Klein Jerschke bekannt.
  • adl. Pechofen: Standort Noacks Grube.
  • adl. Schäferei: hier heißt es eine 3⁄4 Stunde vom Pechofen entfernt, unfern der Neiße die Schäferei, das würde bedeuten Schäferei und Pechofen waren ca. 3 km von einander entfernt. Richtung Neiße ist fraglich, da es im Bereich der Gutsbezirke Zelz und Buchholz käme. Die Möglichkeit das die Schäferei sich um den genannten Standort von „Altjerischke“ handelt könnte wahrscheinlich sein. Weitere Hinweise unter Wirtschaftliche Lage.
 

Quellen: Ersterwähnung und Ortsgeschichte

  1. „Die Ortsnamen der Niederlausitz“ von Ernst Eichler
  2. „Berlin und die Mark Brandenburg“ von W. Riehl und J. Scheu (1861)
  3. „Historisches Ortslexikon“ Band 2 von R. Lehmann
  4. „Urkundliche Beiträge zur Geschichte der edlen Herren von Biberstein und ihrer Güter“ von Paul Rogalla von Bieberstein, A. Hirtz/J. Helbig (1911)
  5. „Aus der Vergangenheit der Niederlausitz“ von R. Lehmann(1925)
  6. „Die patrimoniale Verfassung und Verwaltung der Standesherrschaft Forst und Pförten“ von Jocksch-
  7. Poppe in „Niederlausitzer Mitteilungen“ Band 9 (1906)
  8. „Die Umwandlung der Niederlausitzer Kulturlandschaft seit 1850 “ von Johannes Müller (1935)
  9. „Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen“ Band 4, Band 17 von A. Schumann
  10. „Adressbuch für den Landkreis Sorau“ 1938
  11. „Spremberg gestern und heute“ Heft 3
  12. „Erdbeschreibung der Churfürstlich und Herzoglich Sächsischen Lande“ Band 4 von Leonardi
  13. „Verzeichnis der Gemeinden und Ortsteile der DDR“ (1966)
  14. „Amtsanzeiger Döbern-Land“ vom 28.1.1994
  15. „Unsere Heimat“ vom 1.11.1935
  16. „Sorauer Kreisblatt“ vom 7.11.1894
  17. „Sorauer Heimatblatt“ von Januar 1965, Januar 1994
  18. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg, Potsdam Archiv Forst:
  19. Gemeindeakten und Protokolle, Ortsgestaltungskonzeption
  20. „Forster Wochenblatt“ vom 9.5.1891
  21. „Forster Tageblatt“
  22. v. 9.4.1933, 26.7.1927, 16.7.1935, 23.7.1935, 15.10.1935, 12.12.1935,
  23. 19.12.1935, 16.1.1936, 5.10.1938, 30.11.1938
  24. „Lausitzer Rundschau“
  25. v. 8.1.1954, 12.9.1956, 12.12.1959, 4.11.1961, 23.9.1978, Oktober
  26. 1982, 19.12.1987, 10.10.1992, 5.1.1995
  27. Gespräche mit Bürgern des Ortes
error: Content is protected !!