Die Schänke Konkordia
Im Volksmund wird erzählt, dass es schon vor dem 18. Jahrhundert eine Gastwirtschaft mit dem Namen „Konkordia“ (beim Wohnhaus Pössel) gegeben haben soll.
Ein Beweis dafür könnte sein, dass Willi Pössel beim Bau seiner Scheune Scherben mit Zwiebelmuster fand.
Vom Jagdhaus auf dem Weinberg bis zur Gaststätte soll ein unterirdischer Gang vorhanden gewesen sein.[¹]
Der erste namentlich bekannte Schenker war ein Schenker Budich.[4]
Dieser hatte die Schänke an den Gutsherrn Oberst von Sternstein veräußert. [4]
Sternstein erwarb das Gut 1743. [³]
Es kann vermutet werden, dass zu diesem Zeitpunkt die Schänke bereits existiert hat.
Gut und Schänke verkaufte Sternstein 1765 an Gerhard Ernst von Kloppmann.[4]
Erwähnt wird 1770 Matthäs Neumann als Schenker in Jerschke.
Johann Gottlieb Neumann sein hinterlassener ältester Sohn (1770) wird nicht mehr als Schenker bezeichnet.[6]
Die Schänke veräußerte von Kloppmann wiederum am 21.04.1773 an den Preschener Gastwirt Johann Gottlob Stein zum Preis von 540 Reichstaler. Steuerlich wurde diese als Groß-Gärtnernahrung eingestuft.
Stein erwarb die Schenke „mit allen Rechten und Gerechtigkeiten, als nehmlich der Gastierung, dem Brandweinbrennen, Schlachten und Backen“.
Dabei fehlte jedoch ein wichtiges Recht: die Genehmigung zum Bierbrauen.
1786 hieß es dazu aus der Kanzlei in Pförten: „daß die erkaufte Schenke kein Pertinenz Stück des Lehn-Gutes Jerischke, indem solche je und aller Wege ihre eigenen Besitzer gehabt und habe eben solche der letzte Besitzer Budich an den H. Obersten von Sternstein verkauft und gehören eigentlich das Brauen und Brandwein Brennen zu dieser Schenke, das Brauen habe der Herr Hauptmann von Kloppmann als er die Schenke von selbigem erkauft, beym Gut behalten, weil er (gemeint ist Johann Gottlob Stein) nicht imstande gewesen, solches mitzubezahlen“. Dadurch, dass nun das Braurecht bei der Gutsherrschaft lag, sei der wirtschaftliche Wert des Gutes verbessert worden.[4]Stein muss sich später mit der Gutsherrschaft geeinigt haben, denn 1790 stellte die Kanzlei der Herrschaft Pförten fest, dass die Schenke als Allodial-Stück die Rechte besäße „darauf zu brauen, zu schenken, zu backen, zu schlachten.“
1777 erfolgte die Erwähnung eines Schenkers in Jerischke, Erbschenker Johann Gottfried Stein (1802-05), Pachtschenker Gottfried Schneider (1808), Fleischhauer und Pachtschenker Johann George Zachmann (1808), Schankwirth/Pachtschenker Carl David Schäfter(1811), Johann Gottfried Stein(1826).[5]
Eine weitere Erwähnung der Gastwirtschaft erfolgte 1854 in Verbindung einer Holzauktion. Hier heißt es die Verkaufstermine sind am 17., 21., 23.und 29. Juli 1854 im Wirtshause zu Jerischke, bei Muskau[2]
Übersicht Besitzer und Pächter der Schenke Konkordia [7]
Jahr | Schänker | |
1743 oder später | Schenker Budich verkauft die Schenke an Gutsbesitzer von Sternstein (genaues Datum unbekannt) | |
1765 | Gerhard Ernst von Kloppmann kauft Gut und Schenke | |
1770 | Matthäs Neumann wird als Schenker in Jerschke erwähnt. | |
Johann Gottlieb Neumann, Matthäs Neumanns, hinterlassener ältester Sohn wird nicht mehr als Schenker bezeichnet | ||
21.04.1773 | Gerhard Ernst von Kloppmann verkauft an Johann Gottlob Stein zum Preis von 540 Reichstaler | |
1777 | Erwähnung eines Schenkers | |
1802-05 | Erbschenker Johann Gottfried Stein | |
1805 verstirbt die Ehefrau bei der Entbindung | ||
03.02.1808 | Pachtschenker Gottfried Schneider | |
22.11.1808 | Fleischhauer und Pachtschenker Johann George Zachmann | |
1809 | Erbschenker Gottlob Steins Ehefrau verstirbt 71 jährig. 4 Kinder | |
1811-14 | Schankwirth/Pachtschenker | |
Carl David Schäfter | ||
1813 | Erbschenker Johann Gottfried Stein | |
1818 | Brenner und Brauer Johann Gottlob Sebastian | |
25.7.1829 | Christian Robel, junger Wirth auf der Schenke in Jerischke | |
7.6.1830-39 | Eigenthumsschenker Christian Robel † 02.08.1859 , Stiefsohn von Johann Gottfried Stein | |
28.12.1860 | George Krauzick genannt Schuster aus Groß Kölzig heiratet die älteste Tochter von Christian Robel | |
09.11.1861 | George Krauzick wird bei Geburt seines Sohnes Max Ernst Otto als “Schenkwith zu Jerischke” genannt |
Die Schenke Roick später Paul/Nicko
Die noch bis Ende der 1980er bekannte Gaststätte in Jerischke gab es ca. seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf einem verbauten Stein des Saales war die Jahreszahl 1907 ersichtlich.
Besitzer der Gastwirtschaft war August Roick, der noch Landwirtschaft betrieb. Zu damaliger Zeit hatten die Gastwirtschaften noch Ställe für die Unterbringung bzw. Versorgung der Pferde von Fuhrwerken. Die Gastwirtschaft Roick hatte 1 Stall für 2 bis 4 Pferde.
1906 beabsichtigte er seine Lokalitäten zu
vergrößern, da sich die Räume für
Festlichkeiten als zu klein erwiesen. Im Juli
1907 sprach man dann vom neuerbauten Saal.
Es wird vermutet, dass die ehemalige Gaststätte Konkordia sich an einen anderen Ort befunden hat, da August Roick mehrfach sein Grundstück für den Neubau einer Schule um 1906 zur Verfügung gestellt hat.
1922 pachtete Fritz Paul diese Gaststätte, nachdem er 7 Jahre mitgearbeitet hatte. 1929 kaufte er sie und führte sie mit dem Namen „Gasthaus Fritz Paul“ weiter.
Regelmäßig wurden Tanzveranstaltungen, mindesten 2 x jährlich organisiert und diese wurden auch gut besucht.
Durch die Kriegshandlungen im April 1945 wurde auch die Gaststätte und Saal stark beschädigt und ist
abgebrannt. 1949-50 wurde das Wohnhaus und die Gaststätte wieder aufgebaut.
Die Gaststätte Nicko
Ab 1957 übernahm die Tochter von Fritz Paul, Herta Nicko, die Gaststätte.
1958 erfolgte der Wiederaufbau des Saales für ca. 60 Plätze.
Bis zur Wiedereröffnung des Saales wurden alle öffentlichen Veranstaltungen im Schloss Jerischke durchgeführt. Viele Tanzveranstaltungen, Weihnachtsfeiern, Frauenfeiern, Kinderfeiern und Kinoveranstaltungen erfolgten in der 1. Etage der Ostseite des Schlosses. Die Getränkeversorgung erfolgte durch Fritz Paul
Zu Beginn der 60er Jahre war für kurze Zeit der Erntekindergarten im neu errichteten Saal der Gaststätte untergebracht. Nach Fertigstellung der neuen Schule wurde der Kindergarten in der alten Schule eingerichtet und der Saal stand nur für öffentliche nur für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung.
Es fanden viele Feiern in der Jerischker Gaststätte statt, so z.B. Feste der
unterschiedlichen Vereine, Damenball, Bockbierfest, Sommernachtball und
vieles andere mehr. Ab den 1960er Jahren waren es hauptsächlich Frauentags- und
Rentnerfeiern, Festveranstaltungen zum 1. Mai und 7. Oktober, sowie
Versammlungen und Zusammenkünfte. Aber auch viele Brigadefeiern aus umliegenden Betrieben u.a. von Bad Muskau und Döbern.
Die Jerischker Gaststätte war weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt und beliebt.
1989 schloss die Gaststätte aus Altersgründen und wurde nicht mehr eröffnet.
Ab 1990 wurden die Versammlungen und Feste im Landschulheim durchgeführt.
Nach Ableben von Herta Nicko 2014, erfolgte der Verkauf der Liegenschaft und wird seitdem als Wohngrundstück genutzt.
Quellen:
- Erzählungen Bürger Jerischke
- Königlich Preußischer Staats-Anzeiger 1854
- Die Niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer Band Il Kreis Sorau
Götz Freiherr von Houwald
Recherche Marcus Robisch:
- Archiv Grünberg: Akte 89/183/0/2.1/1024
- Preschener Kirchenbuch
- Eichweger Kirchenbuch
- Die ersten Erwähnungen der Jerischker Schänker im Kirchenbuchduplikat von Preschen