22. November 2024

Der Teufelsstein

Auf dem Weg nach Triebel kamen die Leute aus der Umgebung von Jerischke und Zelz immer am sogenannten Teufelsstein vorbei. Ein riesiger Findling, Zeugnis der letzten Eiszeit. Mit seinem Umfang von über 15 m zählt er zu den größten der Niederlausitz. Zahlreiche Geschichten erzählen von diesen Stein. Nachfolgend sind einige Varianten dargestellt.

Variante 1

Der Teufelsstein bei Kemnitz

Zu dem Müller in Kemnitz, Kamjena, bei Triebel, Tŕobule, kam ein Mann, das war der Teufel, und machte mit ihm eine Wette, er wollte einen Stein von Görlitz bis Kemnitz schaffen, ehe der Hahn krähte. Weil aber der Müller traurig wurde, stand ihm eine alte Frau mit gutem Rathe bei. Sie kletterte auf einen alten Zaun, hob sich den Rock in die Höhe und klatschte sich mit den Händen auf den Hintern; dabei krähte sie: »Kikeriki«. Da fingen alle Hähne an zu krähen. Schon war der Teufel nahe heran mit dem Steine, aber wie er das hörte, liess er ihn fallen.

Andere sagen: der Teufel brachte den Stein auf einem Wagen herbei, wollte die Mühle (das Schloss eines Herrn) zerschlagen (einwerfen) und die Tochter des Müllers heirathen. Auf dem Steine konnte man sehen, wo der Teufel mit den zehn Fingern eingegriffen hatte. Andere sagen: in dem Steine sind die zwei Handteller und die Arschbacken des Teufels abgedruckt. Der Stein soll noch daliegen auf dem Wege von Zels, Celc, nach Triebel. S. I, 185.
Quelle: Schulenburg, Willibald von: Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte. Berlin: Nicolai, 1882, S. 86.

Variante 2

Der Teufelsstein bei Triebel

Vierzig Schritte von der Straße, welche von Triebel nach Kemnitz führt, an einem Bache, welcher bei Krohle entspringt und bei Triebel vorbei in die Neiße fließt, liegt ein großer Stein, an dessen Oberfläche sich mehrere Löcher befinden. Diese Löcher sind Eindrücke von den Krallen des Teufels, der ihn vom Riesengebirge durch die Lüfte hierher führte, um die an dem Bache gelegene Mühle zu zerstören. Denn er hatte einen Groll auf den Müller, der unter seinen Handwerksgenossen eine Ausnahme war, weil er ehrlich war. Allein als der Teufel eben angekommen, schon ausholte, um den frommen Müller mit Weib, Kind, Knecht und Magd samt der ganzen Mühle durch einen Wurf zu vernichten, krähte der Hahn im nahen Dorf Kemnitz. Der Teufel wurde machtlos und musste den Stein fallen lasen, welcher nun jedem, der an ihm vorübergeht, die gute Lehre gibt, dass man nur ehrlich sein darf, um zu machen, dass der Teufel keine Gewalt über uns habe.
K.Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1862
im Reprint 1977 Georg Olms Verlag Hildesheim/New York

Variante 3

Der Teufelsstein bei Kemnitz

In der Mühle an der nahegelegenen Lauba (Lanka) lebte einst eine wunderschöne Müllerstochter.
Sie gefiel selbst dem Teufel und dieser hätte gern das Herz dieses schönen Mädchens erobert. Da erschien er eines Tages als zugewanderter Müllergeselle, der vorgab, viele Länder gesehen zu haben, und er erhielt bei dem Müller Arbeit. Er machte seine Sache auch ganz gut und hätte seinen Zweck, das Herz der Tochter zu erobern, voll erreicht, wenn nicht die fromme Mutter misstrauisch gewesen wäre. Sie passte scharf auf ihn auf und erkannte ihn eines Abends als den Bösen. Daraufhin machte sie Lärm und der Teufel wurde aus dem Haus gejagt. Als er davonging, sagte er: „Noch vor Mitternacht soll die Mühle in Trümmern liegen!“ Er ging auf den Spitzberg bei Bahren an der Neiße und grub dort einen großen Granitblock aus der Erde und trug ihn in seinen Händen nach Kemnitz (Kámenica). Er kam aber um einige Minuten zu spät. Die Kirchturmuhr zu Triebel (Trzebiel) schlug die Mitternachtsstunde, bevor er die Mühle erreichte. Da musste er den Stein fallen und die Mühle in Frieden lassen. An dem Stein sieht man noch heute die Spuren seiner Krallen. Er zeigt auf beiden Seiten deutliche Löcher (Bohrlöcher) die nach Sage die Spuren der Krallen des Teufels sind.
Ihlo/ Scholze, Aus der Heimat, Forster Sagen und Lebenserinnerungen, 1994, UK-Verlag Forst

Artikel Rolf Müller LR vom 10.09.1994
Artikel Rolf Müller LR vom 10.09.1994

Anmerkung: Der Nebenfluss der Neiße hier als Lauba beschrieben, wird von Albert Schubert in seinen Berichten Triebel -meine Heimat und wie ich sier erlebte al “Lauka” bezeichnet

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