Die großen Wälder rund um Jerischke ergaben von jeher natürliche Voraussetzungen für eine Holzbewirtschaftung.
Bis zum 19. Jahrhundert gab es viele Pechöfen in der Niederlausitz, die waldreiche Umgebung lieferte hierzu den notwendigen Rohstoff.
Die Erwähnung der Pechöfen erfolgt jeweils 1818 und 1820 in den statistischen Ausführungen zu den Einwohner von Jerischke und Groß Särchen. Während der Jerischker Pechofen zum damaligen Zeitpunkt unbewohnt war, wurde am Groß Särchener Pechofen ein Haus mit 7 Bewohner ausgewiesen.
Nachfolgend sind die Erkenntnisse zu den Pechöfen zusammengefasst.
Die Pechbrenner benötigten für ihre Arbeit besonders harzreiches Holz. Dieses fanden sie hier. In erster Linie kamen dafür “Kienstubben” infrage.
Da diese aber nicht so zahlreich vorkamen, „zog“ der Pechsieder kieniges (harzreiches) Holz, oft auch selbst.
“Die Kenntnis über die hiesigen Pechöfen ist überaus gering. Selbst alte Leute wissen von ihm fast so gut wie nichts. Mag nun hierbei das Abgelegen sein von den Dorfschaften oder die häufige Verbreitung solcher Anlagen zu jener Zeit mitsprechen, das sich eine besonders Ausführung erübrigte, so wäre die allgemeine Unwissenheit über einen damaligen Berufszweig immerhin erklärlich.”
Zitat: M. Brummack “Unsere Heimat” 01.03.1933
Neben Pech wurde Terpentinöl, Ruß und Holzkohle gewonnen.
Am häufigsten wurde Pech zum Schmieren der hölzernen Wagenachsen gebraucht.
Der kreisrunde Ofen in Glockenform, massiv aus Ziegelsteinen erbaut, hatte einen Durchmesser von 8 bis 10 Metern.
In diesem befanden sich gewölbte Gänge, „Quandelschacht“ genannt, von 1,30 bis 1,50 Meter Höhe, in denen das zu verkohlende Holz dicht gestapelt wurde.
Nach der Füllung setze das Anheizen ein, indem man die auf der Feuerbank befindlichen Holzscheite anzündete. Die immer stärker werdende Hitze brachte das Holz zum schmochen oder schwitzen, das ein Herausdrücken des Harzteeres zur Folge hatte, welches durch tropfte und von den Bodenrillen aufgenommen, dann nach auswärts in bereitstehende Behälter abfloss.
Um ein schnell um sich greifendes, lichtes Feuer zu verhindern, musste auf genaueste Ventilation geachtet werden. Es gehörte somit eine große Erfahrung und gründliche Sorgfalt zur Überwachung des Teegewinnungsprozesses
Eine Arbeit von vielen Tagen konnte rasch vernichtet, folglich umsonst gewesen sein.
Von einem Raummeter harzreichen Holzes gewann man etwa 65 Liter Teer. Wurde dieses durch Sieden eingedickt, so entstand Hartpech. Im Teerofenteich gewann der Pechsieder Pottasche.
Der Jerischker Pechofen
Im historischen Ortslexikon, Band 2 von R. Lehmann und Band 17 von A. Schumann wird auf einen Pechofen und einer Schäferei in Jerischke hingewiesen.
Aufgrund dieser Hinweise gab es 1933 eine Anfrage aus Jerischke (wahrscheinlich vom Lehrer Georg Werner) an die Zeitschrift “Unsere Heimat” mit folgendem Text: “1820 und auch 1844 wurde in Unterlagen von einem Teerofen und einer abgelegenen Schäferei berichtet. Was wissen Sie?”
“Unsere Heimat“ am 1. September 1933 antwortet:
Der Teerofen befand sich auf dem Wege von Jerischke nach Preschen, etwa 2 Km südlich [*] des Dorfes Jerischke und etwa 500 m in der Heide. Noch heute heißt dieses Waldstück Teerstangen. Die Schäferei befand sich beim Gut.
Der wahrscheinliche Standort des Jerischkers Pechofens ist bei der Noacks Grube zu finden.
Forschungen durch Max Balde 1986 nach einer angeblichen wüsten Dorfstelle ( das sogenannte Alt-Jerischke) ergaben Funde von Ziegelsteine und Pechreste.[5]
1782 wird von einer Rußfabrik berichtet. Die Herstellung von Ruß erfolgte im Zusammenhang mit Pechsieden. Es muß deshalb angenommen werden, dass sich die Rußfabrik am Standort des Pechofen befunden haben muß
Der Groß Särchener Pechofen
Um 1800 (vielleicht auch schon eher) gab es im Pusack einen Pechofen, von welchem heute leider nichts mehr zu erkennen ist.
Das Vorhandensein diese Ofens wird erstmalig durch eine Statistik von 1820 belegt, in welcher dieser 1 Platz (Feuerstelle) von 7 Seelen bewohnt war.
Forschungen im Jahr 1974 konnten neben einen Pechofen auch eine Pechhütte nachweisen. Beide befanden sich am Fuße der Lachberge in einem Abstand von ca. 300 m. Der Ort ist heute als Flächennaturdenkmal ausgewiesen.
Der letzte Besitzer dieses Pechofens soll ein gewissen Liesar gewesen sein. Dieser wanderte 1846 nach Polen aus und verkaufte das Grundstück an den Zelzer Bleichereibesitzer Otto für einen seiner Söhne. Bemerkenswert ist, dass in der Kaufsumme das Privileg des Pechbrenners nicht mehr enthalten war, demnach eine Benutzung des Ofens nicht mehr in Frage kam. Deshalb ist anzunehmen, dass beim Kauf nur Interesse für das Grundstück selbst bestand.
Um 1840 traten auch erstmalig eiserne Wagenachsen in Erscheinung. Damit entfiel die Hauptverendung von Pech zur Schmierung der hölzernen Wagenachsen.
Durch die zunehmende Industrialisierung um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und die damit verbundenen preisgünstigen und lohnenden Pecherzeugungsmethoden, war das alte Verfahren für andere Verwendungen sicherlich auch nicht mehr gefragt.
Der Beruf des Pechsieders kam zum Erliegen.
Im Jahre 1861 wird unter Groß Särchen 1 Kolonie, früher Pechofen genannt, aufgeführt. Demnach muss der Ofen zu dieser Zeit nicht mehr in Betrieb gewesen sein.
Die Bezeichnung Kolonie erklärt sich sicher durch die Bebauung und in Anbetracht weiterer Ansiedlungen.
Heute erinnert eine Tafel an den ehemaligen Pechofen.
Der wahrscheinlich 1846 außer Betrieb gesetzte Ofen, stand noch einige Jahrzehnte, ehe er durch Witterungseinflüsse völlig zerstört wurde.
Quellen:
- Unsere Heimat M. Brummack 1. März 1934
- Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch 1821
- Der Anzeiger – Ein Tagblatt zum Beruf der Justiz, der Polizei und aller bürgerlichen Gewerbe” Jahrgang 1782 zweiter Band
- Lehrbuch Geschichte Klasse 6 Volk und Wissen
- Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum