Fluchtweg der Kuhgespanne Mischke & Mrosk – Beitrag von Walter Schlammer 2019
13.2.1945
Meine Mutter, Geschwister und ich, sowie die Tante mit den 2 Jungen verließen an diesem Tag unser Haus.
Die Großeltern und meine Uroma blieben vorerst auf ihrem Gehöft. Die Wehrmacht forderte sie jedoch einige Tage später auf, ihren Hof zu verlassen, da sie zu Nahe der Neiße lebten.
20.2.1945
Die Großmutter bepackte ihren Kuhwagen, spannte zwei Kühe an und band sie hinten am Wagen fest. Der Großvater, der schon seit Jahren einseitig gelähmt war, und ihre Mutter saßen auf dem Wagen. Sie fuhren quer durch Pusack zu Mroskes.
26.2.1945
Dort blieben sie, bis die Aufforderung kam, das Haus zu verlassen. Frau Mrosk mit ihren zwei Söhnen, der ältere Sohn war mein Schulfreund Rudolf, bepackte nun ihren Kuh Wagen. Mit zwei Kuh Wagen und einer angebundenen Kuh verließen sie das Haus. Beide Familien mit den zwei Gespannen machten sich am 26. 02.1945 in Richtung Eichwege auf. Dort sind sie eine Woche geblieben. Sie tauschten eine geschlachtete Kuh bei der Wehrmacht gegen Tabak für meinen Großvater ein und bei einem Bauern gegen Heu und Stroh.
6.3.1945
Nach 7 Tagen Rast in Eichwege mussten sie auf Grund der immer näher rückenden Front weiterziehen. Ihr nächstes Ziel auf ihrer Reise war über Friedrichshain, Schönheide. In Schönheide, bekamen sie auf einem Gut Unterkunft. Hier blieben sie dann mehrere Wochen. Während unserer Flucht hielten wir Verbindung zu unsren Großeltern. Meine Mutter und ich besuchten sie dort mehrmals. Ich blieb oft mehrere Tage bei meinen Großeltern und Schulfreund. Am 16.3. verstarb dann meine Urgroßmutter. Wir holten uns von Verwandten aus dem 4 km entfernten Reuthen einen großen Handwagen und danach aus dem 10 km entfernten Slamen einen Sarg, um die Großmutter in Schönheide zu beerdigen.
15.4.1945
Nach knapp 6 Wochen verließen sie das Gut in Schönheide über Bloischdorf und Sellessen, nach Buckow.
16.4.1945
Von Buckow, ging es an diesem Tag über Kochsdorf und Heinrichsfelde nach Pulsberg. Hier machten sie 3 Tage Rast.
20.4.1945
Von Pulsberg ging die Flucht weiter über Proschim und Lieske in Richtung Sedlitz.
21.4.1945
Von Sedlitz führte ihr Weg über Rauno nach Senftenberg-West.
22.4.1945
Senftenberg-West verließen sie in Richtung Kostebrau über Klettwitz. Da Kostebrau von russischen Truppen überrannt wurde, mussten sie umdrehen. Sie verließen Kostebrau zurück in Richtung Klettwitz bis nach Meuro-Sauo. Hier verbrachten sie 3 Tage, bevor sie ihren Weg in Richtung Heidemühl fortsetzten.
26.4.1945
An diesem Tag nach 3 Tagen Rast ging ihre Flucht weiter in Richtung Heidemühl, wo sie noch am selben Tag eintrafen. Eine Nacht unter freiem Himmel, auf einem Feld, sollte folgen.
27.4.1945
Von Heidemühl setzten sich die Kuhgespanne weiter in Richtung Groß Buckow in Bewegung. Hier trafen sie noch am selben Tag ein und rasteten bis zum 29.4.1945, bevor die Reise für sie weiterging.
29.4.1945
Da auf diesem Weg Spremberg lag, dass von den Russen, mit seiner umliegenden Umgebung besetzt war, mussten Sie ihren Weg über Umwege fortsetzen um nach Groß Kölzig zu gelangen. Sie fuhren dabei über Neuhausen und Gablenz und erreichten auch dieses Ziel noch vor Sonnenuntergang.
30.4.1945
Groß Kölzig war von Pusack ca. noch 14 km entfernt. Sie machten sich an diesem Tag auf, den letzten Abschnitt ihrer Reise anzutreten. Sie erreichten nun endlich ihr Ziel und somit ihre Heimat. Der Anblick der Gehöfte, der sich sie bei ihrer Ankunft bot, ließ sie erschüttern. Wohnhaus, Stallungen und Schuppen waren abgebrannt. So kamen meine Großeltern vorerst, bis zu unserer Rückkehr, am 02.05.1945 bei Familie Mrosk unter.
Nach 2 Wochen kamen die Russen aus Groß-Särchen, über die am 16.04.1945 gebaute Holzbrücke und nahmen ihnen ihre Kühe weg.