In Bad Muskau gibt es die Forster Straße und in Forst die Muskauer Straße. Namen, die an eine ehemalige Straßenverbindung der Herrschaften Forst und Muskau erinnern. Es war eine Verbindung die auch die Städte Görlitz, Guben und Frankfurt/Oder verbanden.
Diese führte über die Ortschaften Jerischke und Raden und hatte bis Mitte des 19. Jahrhundert eine hohe Bedeutung.
In Jerischke kreuzte sie die ehemaligen Salz- oder Heeresstraße, weiter Richtung Raden. In Höhe des Spitzberges, mit dem 1961 erbauten Feuerwachturm, führte der Weg am ehemaligen Jerischker Pechofen vorbei, um wenig später zum Radener Felsenkeller, einer Schenke, zu gelangen. Am „Felsenkeller“, vorbei führte der Weg direkt weiter nach Keune.
Heute ist diese Verbindung unter Köbelner Weg bekannt
Einige historische Karten aus dem 18. Jahrhundert weisen die historische Bedeutung dieser Straßenverbindung nach.
Mit dem Wiener Kongreß und der neuen Zugehörigkeit zu Preußen der Neugründung des Kreises Sorau, verlor nach 1814 diese Verbindung an Bedeutung. Der Weg nach Forst wurde nun über Preschen und Schacksdorf gewählt.
Mit dem Ausbau der Straße von Muskau über Jämlitz nach Spremberg um 1850, verlor dieser Weg endgültig seine Bedeutung und wurde nur noch für den regionalen Verkehr genutzt.
Diese historische Verbindung ist heute bis ca. 1 km nördlich von Raden auf der Straße nach Groß Bademeusel erhalten. Sie endete früher südlich von Keune und wird heute durch die Autobahn A15 getrennt.
Der Name Straße ist für unseren heutigen Begriff jedoch nicht zutreffend. Es ist ein naturbelassener Weg, der lediglich in den 1960er Jahren zwischen Jerischke und Raden mit Schotter befestigt wurde.
Die weiße Frau
Was blieb, ist ein Stein, die weiße Frau genannt:
1945 gab es nur eine mit Kopfstein befestigte Straße nach Groß Särchen.
Die Jerischker Einwohner, die ostwärts der Neiße 1945 ihre Arbeit verloren hatten, mussten nun andere Möglichkeiten eines Einkommens und der Versorgung ihrer Familien suchen.
Fast aus jedem Haushalt suchte und fand jemand jetzt in Muskau Arbeit. Die meisten zog es nach Köbeln, in die ca. 4 km entfernte Kömag (später VEB Oberlausitzer Feinpapierfabrik)
Aber auch im Schaltgerätewerk Muskau, dem Baubetrieb Hentschel und in anderen Firmen in Muskau fanden Jerischker Arbeit und ein Einkommen. Der Weg dorthin führte täglich über den unbefestigten Köbelner Weg, entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad und ab Mitte der 1950er Jahre, wenn vorhanden Motorrad oder Moped, immer an der weißen Frau vorbei.
In den 1960er Jahren war noch gut lesbar auf der Muskauer Seite eine Inschrift vorhanden, die dem Passanten auf das Verlassen der Herrschaft Muskau und auf das nächste Ziel Jerischke hinwies.
Mehrere Eichen säumten für kurze Zeit den Weg und gaben diesen den Charakter einer Allee.
Der 4 km lange sandige Weg war sehr mühsam, galt es auch einen Höhenunterschied von ca. 60 m beidseits der Orte Jerischke und Köbeln zu überwinden. Der Wunsch der vielen Pendler bestand im Ausbau des Köbelner Weges als befestigte Straße. Aber Köbeln gehörte zum damaligen Kreis Weißwasser und Jerischke zum Kreis Forst.
Keiner hatte wohl Interesse am Ausbau der Straße.
Ein wichtiger Grund könnte auch der Erdschießplatz Jerischke gewesen sein.
So blieb der Weg zum Leidwesen der Jerischker in seiner ursprünglichen Form erhalten.
Der Erdschießplatz, ab 1973 Bombenabwurfplatz hatte seine Tücken, denn 800 m nördlich von der weißen Frau entfernt, in Richtung Jerischke, befand sich die Einflugschneise. Die Flugzeuge aus Richtung Osten kommend, düsten im Sturzflug Richtung Bombenabwurfplatz und lösten Maschinengewehr oder Bomben aus.
Manch einem Passanten war dabei nicht wohl und war froh sein Ziel heil erreicht zu haben.
Es gab es auch bekannte Abstürze von zwei MIG21 am 26.06.1973 und 20.08.1974, wobei beide Piloten ums Leben kamen[¹].
Eine Maschine stürzte dabei direkt am Köbelner Weg, ca. 500 m von Jerischke, ab.
Zur Überwachung des Schießplatzes, wurde nur für diesen Zweck, ein Beobachtungsturm 300 m südlich der weißen Frau errichtet. Dieser Turm war aus Beton und hatte Ähnlichkeit mit dem Feuerwachturm auf dem Spitzberg bei Jerischke.
Wichtig wurde dieser, da selbst bei hoher Waldbrandgefahr Übungen nicht eingestellt wurden.
Brände waren die Folge.
Nachdem ein Brand ausgebrochen war, wurde der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt. Mit eigenen Kräften wurde versucht das Feuer zu löschen.
Konnte es gelöscht werden, wurde oft weiter geschossen. Nicht immer gelang dies.
Es kam auch vor, dass Brände außer Kontrolle gerieten und sich zur Katastrophe entwickelten.
Näheres
Alle Wege in Richtung Schießplatz wurden mit metallene Schranken gesperrt. Diese sind bis heute zum Großteil noch erhalten.
Anfang der 1990er Jahre wurde dieser Turm wieder demontiert.
Übriggeblieben ist am Standort des Beobachtungsturms ein ehemaliger Bunker.
Nach 1990 kam für alle ehemaligen volkseigenen Betriebe auch in Bad Muskau das Ende.
Fast alle Jerischker verloren ihre Arbeit. Der Weg verlor seine Bedeutung.