Am Vormittag des 13.02.1945, mussten die Einwohner von Groß-Särchen über die Neißebrücke ihr zu Hause fluchtartig verlassen. Hinter der Brücke bildete sich ein langer Treck aus Pferde- und Ochsengespannen, Menschen mit Handwagen und bepackten Fahrrädern.
Es ging in Pusack über den Sandberg nach Jerischke. Am Vormittag hielt die Kolonne in Jerischke an. Sie wurde von einer Frau gestoppt. Die Frau hatte ihre hochschwangere Tochter dabei.
Beide stammten aus Jerischke. Zufällig ist in der Kolonne eine Hebamme Namens Frau Kutzner dabei und kann Irene, Tochter von Richard Bartusch bei der bevorstehenden Entbindung helfen.
Richard Bartusch ist beim Volkssturm und hat seinen Kriegsdienst verweigert. Otto Bartusch (der Bruder von Richard), ist nach einer schweren Krankheit, 1939 aus Polen zurückgekehrt. Er wurde im Verlauf der Erkrankung aus seinem Militärdienst entlassen.
Richard und Otto Bartusch bauten zusammen im Wald von Jerischke eine Hütte, in der sich Richard verstecken konnte. Jerischke wurde durch Artillerie und Flugzeuge beschossen. | Zusätzlich bauten die beiden Brüder in unmittelbarer Nähe zur Hütte einen Bunker.
Die Familien von Richard und Otto Bartusch sind aus ihren Häusern in den Bunker gezogen, um sich vor Angriffen zu schützen. Richard ist der einzige Kriegsverweigerer im Bunker.
Essen wie Mehl, Kartoffeln sowie die Milch von ihren Kühen und Ziegen lagerten sie in einer Miete.
Es fehlte Ihnen anlässlich der Kriegssituation zum Überleben nichts. Am Abend haben sich die Familien auf den Weg ins Dorf gemacht, um die Kuh und die Ziegen zu füttern. Heinz der Sohn von Otto ging auch seinem Militärdienst nach.
Heinz stellte zum Ende des Krieges einen Antrag auf Heimaturlaub. Er wollte seinen Vater mit Familie, sowie seinen Onkel mit Familie in Jerischke suchen. Er kehrte, nachdem er seine Familie fand, niemals aus seinem Heimaturlaub zu seiner Einheit zurück. Es wurde im Wald zunehmend bedrohlicher.
Es kam zu Schusswechseln der russischen Truppen in der näheren Umgebung.
In der Nähe des Bunkers der Familie Bartusch entfachten Brände.
Von uns bekannten Kenntnissen gab es mehrere russische Truppenansammlungen in der Gegend an der Neiße. Die russische Front war angekommen und es kamen immer mehr.
Otto und Anna Bartusch spannten ihre Kuh vor den Leiterwagen und transportierten Stroh nach Groß-Kölzig. Doch es befand sich nicht nur Stroh auf dem Leiterwagen. Richard Bartusch und Heinz Bartusch (Sohn von Otto B.) lagen auf dem Wagen | unter dem Stroh und versteckten sich vor den sogenannten Kettenhunden. Die Kinder saßen als weitere Ablenkung auf dem Stroh des Wagens. Die Familien Bartusch liefen durch den Wald von Jerischke, einen schmalen Weg über Gosda bis Groß-Kölzig.
Otto Klauke, der Schwager vom Otto Bartusch hat ein Haus in Groß-Kölzig, Meilerweg 5. Beide Familien von Jerischke sind dort im Haus untergekommen. Der Keller des Gebäudes in Groß-Kölzig, der eine Zwischendecke besaß (also einen Hohlraum bot), diente Heinz und Richard für eine Woche, als ideales Versteck vor der Gendarmerie.
Der 16. April 1945, ein Montag war angebrochen. Über den vordersten Stellungen der sowjetischen Truppen stiegen in dem noch nächtlichen ‚Morgenhimmel um 06:15 Uhr (Moskauer Zeit) grüne Leuchtkugeln auf. Das war das Signal für die beginnende Großoffensive. Feuer aus tausenden Geschützen zerriss, an der gesamten Front, schlagartig die Stille des anbrechenden Frühlingstages. Die sowjetischen Truppen sind an der gesamten Front zwischen Klein-Bademeusel und Groß-Särchen durchgebrochen. Die Russen liefen dann von Raden, Preschen über Jerischke weiter nach Groß Kölzig. Sie erreichten Groß Kölzig in den späten Abendstunden. Bevor die Russen kamen, gingen die drei Familien in den Keller um sich dort zu verstecken. Sie befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der rechten Seite im Keller des Hauses. In dem links gelegenen Teil befanden sich ukrainische Frauen. Die Russen haben mit den Gewehren in den Keller geschossen.
Irene Bartusch wurde dabei sehr schwer an den Beinen getroffen.
Alle mussten aus dem Keller raus. Auch Richard und Heinz mussten ihr Versteck verlassen. Alle jungen Männer gerieten in Gefangenschaft. Die alten Männer sowie Frauen und Kinder wurden zurückgelassen. Heinz und Otto Klauke wurden zu den anderen Gefangenen gebracht.
Die Gefangenen sind in einer Kolonne von Groß-Kölzig über Jerischke in Richtung Sorau/Triebel gebracht worden. Heinz konnte während seines Abtransportes noch einmal einen letzten Blick auf sein Haus in Jerischke werfen.
Heinz traf hier in Jerischke auf Otto Klauke, der ja ebenfalls in Gefangenschaft geraten war. Was die beiden zu diesem Zeitpunkt nicht wussten, sie trafen sich hier zum letzten Mal.
Heinz kehrte 1948 nach Jerischke aus der Kriegsgefangenschaft wieder heim. Otto kam nie wieder aus der Gefangenschaft zurück.